Kurier (A), 24.10.2000

Menschenrechtler Birdal droht Haft

Istanbul - Gegen den türkischen Menschenrechtler Akin Birdal sind Ermittlungen wegen einer Rede in Deutschland eingeleitet worden. Bei einer Tagung in Bremerhaven zum Thema "Menschenrechte in Europa - Ist die Türkei ein neuer Partner für die EU?" soll Birdal das Volk durch Aufzeigen von Klassen-, Religions- und regionalen Unterschieden zu Hass und Feindschaft aufgestachelt haben, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Montag.

Birdal habe die Türkei aufgefordert, sich bei den Armeniern wegen Völkermordes zu entschuldigen. Die Kriege zwischen 1912 und 1922 kosteten Historikern zufolge rund 600.000 Armeniern das Leben.

Erst vor wenigen Wochen aus der Haft entlassen

Birdal droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen einem und drei Jahren. Der Menschenrechtler war erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis in Ankara entlassen worden. Damals war er wegen der Kritik an der Kurdenpolitik und des blutigen Krieges im Osten und Südosten der Türkei verurteilt worden. Birdal ist Träger des Menschenrechtspreises 1998 der deutschen Sektion vom amnesty international (ai).

APA/dpa/ale