Die Presse (A), 24.10.2000 Desolate Zustände im Irak In Bagdads Spitälern fehlt es fast an allem, berichtet ein österreichischer Arzt. WIEN (c.u.). Schrecklich, bedrückend, erschütternd - so beschrieben Teilnehmer zweier österreichischer Delegationen ihre Eindrücke nach Besuchen im Irak. Der Neurochirurg Karl Ungerböck berichtete von desolaten Zuständen in Bagdader Krankenhäusern. Es mangle an einfachsten Dingen: an Plastikbeuteln für Bluttransfusionen, an Infusionsbesteck, ja sogar an Einweghandschuhen. Ob sich die Situation nach Aufhebung der Produktionslimits im Oil-for-Food-Programm (Irak kann jetzt soviel Öl verkaufen, wie es will) nicht verbessert hat? Eine gewisse Entspannung kann Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für österreichisch-arabische Beziehungen, konstatieren. Die Crux liege jedoch darin, daß das UN-Sanktionenkomitee derzeit irakische Aufträge im Wert von 1, 8 Milliarden Dollar (von insgesamt 2,4 Mrd. $) blockiere. Die Abgeordneten Christine Muttonen (SP) und Wolfgang Großruck (VP) wollen sich im Parlament für eine Lockerung der Sanktionen einsetzen. Aus humanitären, aber auch, so Großruck, aus wirtschaftlichen Gründen. Schon jetzt nimmt Österreich als Handelspartner im Oil-for-food-Programm den vierten Rang ein. Am 1. Dezember entsendet Österreich auch einen Handelsdelegierten nach Bagdad. Doch zu weit will sich die Diplomatie doch nicht vorwagen. Die Teilnehmer des 11. Österreichisch-Arabisch-Medizinischen Kongresses fliegen im November nicht direkt von Wien nach Bagdad, sondern über Damaskus, mit SyriaAir.
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