Frankfurter Rundschau, 25.10.2000

Wanderkirchenasyl

Kurde Kilic trotz Hungerstreiks abgeschoben

DÜSSELDORF, 24. Oktober (epd/rü). Trotz seines schlechten Gesundheitszustands nach siebentägigem Hunger- und Durststreik ist der kurdische Flüchtling Mehmet Kilic am Dienstag vom Düsseldorfer Flughafen in die Türkei abgeschoben worden. Eine Ärztin habe Kilics Zustand als "präkomatös" bezeichnet, der Amtsarzt dagegen seine Reisefähigkeit festgestellt, erklärte die Menschenrechtskampagne "Kein Mensch ist illegal" in Köln. Kilic sei in ärztlicher Begleitung in das Flugzeug der rumänischen Fluggesellschaft Tarom gebracht worden, sagte ein Sprecher der Kampagne. Die Menschenrechtler protestierten gegen die "barbarische Abschiebungspraxis".

Kilic war nach eigenen Angaben vor sieben Jahren nach Deutschland geflohen, nachdem sein Bruder ermordet worden war. In Nordrhein-Westfalen nahm er am Wanderkirchenasyl teil. Die Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach (Grüne), die Kilic am Sonntag in der Haft besucht hatte, nannte seine Abschiebung "unverantwortlich". Die Erfahrungen mit Abschiebungen aus dem Wanderkirchenasyl ließen befürchten, dass ihm nun Folter und Misshandlung drohten, kritisierte sie.