Aachener Nachrichten online, 24.10.2000 20:26 Arzt untersuchte Calhan - Ergebnis offen Friedenspreis-Träger ist abgeschoben Aachen (an-o). Am Dienstag Vormittag wurde Hüseyin Calhan überraschend von einem Paderborner Amtsarzt untersucht. Einen Tag vorher hieß es nämlich noch, der Kurde werde so lange nicht untersucht, so lange er sich im Hungerstreik befinde. Ein Untersuchungsergebnis steht aber noch aus. Der Arzt soll, unter Beiziehung eines Facharztes für Psychiatrie, festzustellen, ob der 27-jährige Aachener Friedenspreisträger haft- und reisefähig ist. Ist der Befund negativ, kann Calhan die Abschiebehaftanstalt in Büren verlassen und mit Genehmigung des Kreises Wesel nach Aachen ziehen, wo er wohl mit offenen Armen empfangen wird. Ist der Befund aber positiv, ist der Kurde also reisefähig, wird Calhan in die Türkei abgeschoben. Dann wird es Calhan genau so ergehen, wie Mehmet Kilic, dem kurdischen Sprecher des Wanderkirchenasyls von Wuppertal, der gestern Mittag vom Düsseldorfer Flughafen aus mit einer Chartermaschine, die jeweils dienstags mit Abschiebehäftlingen in die Türkei startet, abgeschoben wurde. "Wir warten" Ein großes Aufgebot von Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS) war am Flughafen erschienen, als etwa 50 Flüchtlingshelfer aus Aachen und Köln Kilic ihre Solidarität bekunden wollten. Mit Genehmigung des BGS durften Andrea Genten, Flüchtlingsbeauftragte des Bistums für die Region Aachen, und Hermann-Josef Diepers vom Flüchtlingsplenum dem Kurden noch Geld zustecken. Dann wurde Kilic, ebenfalls Träger des Aachener Friedenspreises, ins Flugzeug verfrachtet. Gerhard Diefenbach, Vorsitzender des Aachener Friedenspreises, fragt sich, warum Kilic mit ärztlicher Begleitung ausgewiesen wurde: "Das heißt doch nur, dass er nicht transportfähig war." Kilic war, wie Calhan, vor 14 Tagen in den Hungerstreik getreten und dem Vernehmen nach sehr schwach. "Soll hier ein Exempel statuiert werden?", fragte eine Vertreterin des Wanderkirchenasyls, die genau so wie Superintendent Hans-Peter Brockhoff befürchtet, "dass das Wanderkirchenasyl von der NRW-Regierung ausgehöhlt werden soll." Gerhard Patzelt, Pressesprecher des Kreises Wesel, teilte am Dienstag mit, dass dem Kreis das Ergebnis der Untersuchung schriftlich mitgeteilt werde: "Wir warten auch darauf." Georg Dünnwald
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