Aachener Nachrichten online, 01.11.2000 17:55 "Ich danke allen für diese Hilfe" Nachrichten-Interview mit dem abgeschobenen Hüseyin Calhan Aachen/Istanbul (an-o). Kaum war der abgeschobene Friedenspreisträger am Dienstag Abend aus dem türkischen Polizeigewahrsam entlassen, erhielt Nachrichten-Mitarbeiter Georg Dünnwald Gelegenheit, mit Hüseyin Calhan zu telefonieren. Nachrichten: Herr Calhan, wie fühlen Sie sich jetzt, so kurz nach der Ankunft in Istanbul? Calhan: Mir geht es nicht gut. Das Abschiebegefängnis und die ganzen Umstände waren sehr belastend. Ich bin froh, dass Rainer Priggen aus Aachen mich in die Türkei begleitet hat. Deshalb bin ich wohl auch so schnell aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Normal ist nämlich, dass die Abgeschobenen mindestens bis zum nächsten Tag im Gewahrsam bleiben. Nachrichten: Wie war die Ankunft in Istanbul? Calhan: Wir wurden von drei deutschen Konsularbeamten erwartet. Und das war gut so. Andere Kurden haben nicht das Glück. Ich will nicht wissen, was mir passiert wäre, wenn ich keine Begleitung gehabt hätte. Es sitzen immerhin noch hunderte Kurden in Abschiebegefängnissen und noch mehr sind in der Türkei inhaftiert. Gleich nach der Ankunft hatten die drei Beamten, Rainer Priggen und ich ein Gespräch mit der Istanbuler Polizeipräsidentin, die uns zusicherte, dass alles rechtlich einwandfrei abgewickelt werde. Nachrichten: Werden Sie jetzt ihre Familie aufsuchen? Calhan: Auf keinen Fall. Damit würde ich meine Familie nur gefährden und die Geheimpolizei wüsste, wo ich mich aufhalte. Ich werde mich irgendwo verstecken. Nachrichten: Haben Sie denn mitbekommen, dass rund 30 Mitarbeiter des Wanderkirchenasyls zum Düsseldorfer Flughafen gekommen sind, um Sie, zumindest moralisch, zu unterstützen? Calhan: Vom Bus aus, der uns zum Flugzeug transportierte, konnte ich einen kurzen Blick auf die Menschen erhaschen. Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele gekommen sind. Nachrichten: In Deutschland haben Sie große Unterstützung erfahren, glauben Sie dass das auch den anderen Kurden hilft? Calhan: Ganz bestimmt. Jetzt diskutieren die Menschen über die Zustände in der Türkei und über die Asylgesetze. Ich möchte mich bei allen, die mich so lange unterstützt haben, für diese Hilfe bedanken. |