web de 02.11.2000 05:15 Israel verzichtet vorläufig auf militärische Eskalation Militärsender: Barak und Arafat wollen am Mittag Waffenstillstand verkünden - Drei israelische Soldaten getötet Jerusalem (AP) Israel hat nach dem Tod von drei Soldaten am Donnerstagmorgen bereits angekündigte Vergeltungsschläge gegen palästinensische Ziele ausgesetzt. Damit solle Versuchen eine Chance gegeben werden, die Spirale der Gewalt zu stoppen, wie Ministerpräsident Ehud Barak nach einer Krisensitzung seiner Regierung in einer Erklärung mitteilte. Der israelische Rundfunk berichtete, dass am Morgen beidseitig weitere Entspannungsschritte erfolgen sollten und Barak und der palästinensische Präsident Jassir Arafat am Mittag in Rundfunkansprachen einen Waffenstillstand verkünden wollten. Zuvor hatten sich Baraks Kabinettminister Schimon Peres und Arafat in Gaza getroffen. Die Unterredung der beiden Friedensnobelpreisträger habe zu der Entscheidung geführt, die militärische Konfrontation nicht weiter zu verschärfen. In Baraks Erklärung hieß es, bei dem Treffen seien eine Serie von Schritten vereinbart worden, «um die Sicherheitszusammenarbeit zu erneuern und Gewalt und Aufstachelung zu beenden». Die israelischen Truppen erlitten zuvor in Gefechten mit palästinensischen Kämpfern ihre schwersten Verluste seit Beginn der Unruhen vor fünf Wochen. Bei Kämpfen in der Nähe des Dorfes Al Chader bei Bethlehem sowie bei Jericho wurden drei israelische Soldaten getötet. Auch drei Palästinenser wurden in dem Gefecht getötet. Im Gazastreifen waren bei anderen Zusammenstößen zuvor weitere drei Palästinenser getötet worden. In Washington sagte der israelische Außenminister Schlomo Ben Ami, der israelisch-palästinensische Konflikt sei inzwischen zu einer kriegerischen Auseinandersetzung eskaliert. Vor Journalisten sagte er: «Das ist keine Intifada (Aufstand). Das ist ein Krieg, oder ein Minikrieg, wenn Sie das bevorzugen.» Ben Ami äußerte sich nach einem Gespräch mit der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright. Ben Ami versicherte, Israel wünsche «offene Kanäle» zu den Palästinensern. «Wir haben auch in der Vergangenheit Krisen durchgemacht und haben Lösungen gefunden.» Barak erklärte nach der Krisensitzung zunächst, die Streitkräfte würden «entschlossen handeln, ohne sich in Abenteurertum hineinziehen zu lassen». Die palästinensische Autonomiebehörde sei für die Eskalation verantwortlich. Der arabische Dienst des israelischen Rundfunks forderte Bewohner in zwei Vierteln von Hebron und Bethlehem auf, ihre Häuser zu verlassen. Peres sagte, er habe mit Arafat über die Umsetzung der Waffenstillstandsvereinbarungen gesprochen, die unter Vermittlung von US-Präsident Bill Clinton am 16. und 17. Oktober auf dem Gipfeltreffen in Scharm el Scheich vereinbart wurden. Der Kontakt solle fortgesetzt werden. Die Unruhen begannen nach einem Besuch des rechtsgerichteten israelischen
Politikers Ariel Scharon am 28. September auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Mindestens 160 Menschen wurden seither getötet; bei den Opfern handelt
es sich zumeist um Palästinenser. |