web de 02.11.2000 09:30 Israel zieht Panzer und Soldaten ab Erklärungen von Arafat und Barak angekündigt - Peres und palästinensischer Präsident vereinbarten Waffenstillstand Jerusalem (AP) Nach dem zwischen dem israelischen Kabinettsminister Schimon Peres und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat überraschend vereinbarten Waffenstillstand hat Israel am Donnerstag Panzer und Soldaten aus einigen Spannungsgebieten in Westjordanland und Gazastreifen abgezogen. Sicherheitsvertreter beider Seiten wollten noch am Morgen zusammenkommen. Von Arafat und dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak wurden am Mittag (13.00 Uhr MEZ) getrennte Erklärungen erwartet. «Es wird einen genauen Zeitplan geben, der vorsieht, dass die beiden Führer ihre Bodentruppen zum Einhalten, zum Waffenstillstand, zum Ende der Gewalt, zum Heimgehen, zum Ende des Aufstachelns auffordern werden», sagte der israelische Chefunterhändler Gilead Scher. Israel setzte am Donnerstagmorgen nach dem Tod von drei Soldaten bereits angekündigte Vergeltungsschläge gegen palästinensische Ziele aus. Damit solle Versuchen eine Chance gegeben werden, die Spirale der Gewalt zu stoppen, wie Ministerpräsident Barak nach einer Krisensitzung seiner Regierung in einer Erklärung mitteilte. Zuvor hatten sich Peres und Arafat in Gaza getroffen. Die Unterredung der beiden Friedensnobelpreisträger habe zu der Entscheidung geführt, die militärische Konfrontation nicht weiter zu verschärfen. In Baraks Erklärung hieß es, bei dem Treffen seien eine Serie von Schritten vereinbart worden, «um die Sicherheitszusammenarbeit zu erneuern und Gewalt und Aufstachelung zu beenden». Die israelischen Truppen erlitten zuvor in Gefechten mit palästinensischen Kämpfern ihre schwersten Verluste seit Beginn der Unruhen vor fünf Wochen. Bei Kämpfen in der Nähe des Dorfes Al Chader bei Bethlehem sowie bei Jericho wurden drei israelische Soldaten getötet. Auch drei Palästinenser wurden in dem Gefecht getötet. Im Gazastreifen waren bei anderen Zusammenstößen zuvor weitere drei Palästinenser getötet worden. In Washington sagte der israelische Außenminister Schlomo Ben Ami, der israelisch-palästinensische Konflikt sei inzwischen zu einer kriegerischen Auseinandersetzung eskaliert. Vor Journalisten sagte er: «Das ist keine Intifada (Aufstand). Das ist ein Krieg, oder ein Minikrieg, wenn Sie das bevorzugen.» Ben Ami äußerte sich nach einem Gespräch mit der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright. US-Präsident Bill Clinton begrüßte die jüngste Entwicklung am Mittwochabend. Er hoffe nun auf die Umsetzung der Schritte, zu denen sich beide Seiten verpflichtet hätten, sagte Clinton in Washington. Barak erklärte nach der Krisensitzung zunächst, die Streitkräfte würden «entschlossen handeln, ohne sich in Abenteurertum hineinziehen zu lassen». Die palästinensische Autonomiebehörde sei für die Eskalation verantwortlich. Peres sagte, er habe mit Arafat über die Umsetzung der Waffenstillstandsvereinbarungen gesprochen, die unter Vermittlung von US-Präsident Bill Clinton am 16. und 17. Oktober auf dem Gipfeltreffen in Scharm el Scheich vereinbart wurden. Der Kontakt solle fortgesetzt werden. Die Unruhen begannen nach einem Besuch des rechtsgerichteten israelischen Politikers Ariel Scharon am 28. September auf dem Tempelberg in Jerusalem. Mindestens 160 Menschen wurden seither getötet; bei den Opfern handelt es sich zumeist um Palästinenser.
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