AFP, Aktualisiert am 4. November 2000 um 13.46 Uhr Fragen nach der Abschiebung des Kurden in die Türkei Was ist jetzt los mit Mehmet Kilic? Von Jan Sting jas Bergisch Gladbach. Magda Ryborsch teilt aus: "Die Bürgermeisterin hatte einen ganz blamablen Auftritt." Grund für die Erbitterung der Glabacher Grünenchefin: Mit Formalia sollten die Schüler der Integrierten Gesamtschule Paffrath vertröstet werden. Schriftlich müssten sie ihre Fragen einreichen, die ihnen auf den Nägeln brannten, nachdem sie im Radio über die Verhaftung und Misshandlung des Kurden Mehmet Kilic gehört hatten. Opposition bewirkte Sitzungsunterbrechung Für die Schüler ist das Kind in den Brunnen gefallen. Ihrem Verständnis nach ist es das Mindeste, dass die Stadt über sein weiteres Schicksal in der Türkei Auskunft gibt. Erst auf Drängen der Opposition wurde die Sitzung unterbrochen. Die Schüler konnten ihr Anliegen vorbringen. Von der Verwaltung wollten sie wissen, ob die Stadt Kilic einen Anwalt zur Verfügung stellen werde. Maria Theresia Opladens spontane Antwort hieß nein. Nun muss die Stadt einen Rechenschaftsbericht zur Abschiebung Kilics vorlegen. Ryborsch: "Da gehört auch hinein, wie die Abschiebung trotz zweier sich diametral entgegenstehender ärztlicher Gutachten stattfinden konnte." Und: "Die Stadt muss bei einer Abschiebung Rede und Antwort stehen, dass nichts passiert." Laut Stadtsprecher Peter Schlösser soll demnächst ein Runder Tisch gegründet werden, in dem sich in der Flüchtlingsthematik ehrenamtlich engagierte Bürger mit Mitarbeitern der Ausländerbehörde zusammen setzen. Nach neuesten Information von Pastor Ungerathen, Betreuer des Wuppertaler Wanderkirchenasyls, sowie der Initiative "Kein Mensch ist illegal" geht es Kilic schlecht. In einem Telefonat mit dem Seelsorger habe er seine Ängste vor erneuten Misshandlungen geäußert. Harmlos klingt dagegen die Mitteilung der Stadt Bergisch Gladbach, wonach es Kilic gut geht. Er sei in seinem Familienkreis, nachdem er aus einem 15-minütigen Gespräch im Konsulat in Istanbul entlassen wurde. Stadtsprecher Peter Schlösser beruft sich dabei auf Aussagen des Auswärtigen Amtes. "Verhört und an der Autobahn ausgesetzt" Reiner Priggen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Düsseldorfer Landtag, äußerte gestern gegenüber der BLZ, dass diese Angaben nicht vollständig seien. Er selbst kehrte vor wenigen Tagen aus der Türkei zurück, wo er sich mit Kilic und dem ebenfalls abgeschobenen Aachener Friedenspreisträger Hüseyin Calhan getroffen hatte. Priggen: "Kilic ist auf der Straße von Beamten in Zivil verhaftet worden und mehrere Tage an einem ihn unbekannten Ort festgehalten und verhört worden. Dabei hat man ihn georfeigt. Am vergangenen Dienstag wurde er am Rand einer Autobahn wieder ausgesetzt." Darüber sei das Konsulat nicht informiert worden. Kilic und Calhan hätten jetzt beide eine Hotline zu Kontaktpersonen, die im Ernstfall versuchten Hilfe zu leisten.
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