web de 09.11.2000 17:52 Israelischer Angriff überschattet neue Nahostgespräche - Drei Palästinenser getötet - Als Aktion gegen Urheber der
Gewalt bezeichnet - Arafat in Washington Die israelischen Streitkräfte beschrieben den Angriff in Beit Sahur als Teil einer Aktion gegen die Urheber der Gewalt der vergangenen Wochen. Von Beit Sahur aus beschossen palästinensische Kämpfer in der Vergangenheit mehrfach einen israelischen Armeestützpunkt. Bei dem Toten, Hussein Abajat, handelte es sich nach Militär- und Krankenhausangaben um einen bekannten palästinensischen Kämpfer. Die israelischen Streitkräfte machen ihn für drei tödliche Anschläge verantwortlich. Der Schwerverletzte sei ein hochrangiges Mitglied des palästinensischen Geheimdienstes, hieß es. Der palästinensische Anführer Hussein el Scheich sagte dem israelischen Radio, Israel werde mit einer harten Reaktion rechnen müssen. «Sie haben ohne Grund das Feuer auf das Auto eröffnet», erklärte er. Bei einem weiteren Gefecht im Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten am Donnerstag einen 14-jährigen Jungen. In den vergangenen Wochen wurden fast 180 Menschen in den Kämpfen getötet. Neue Vermittlungsbemühungen in Washington Bei ihren Gesprächen in Washington wollen Arafat und Clinton Möglichkeiten erörtern, die blutigen Auseinandersetzungen in den Autonomiegebieten zu beenden und den Friedensprozess aus der Krise zu führen. Es wurde erwartet, dass Arafat erneut auf die Stationierung einer UN-Schutztruppe in den Autonomiegebieten dringen würde. Arafat sprach zuvor in London mit dem britischen Premierminister Tony Blair. Wie ein Sprecher Blairs mitteilte, unterstrich Arafat, dass Großbritannien und die EU im Nahost-Friedensprozess eine wichtige Rolle einnehmen könnten. Aus Angst vor weiteren Unruhen untersagte die israelische Militärführung zunächst die für Donnerstag geplante jährliche Versammlung von jüdischen Gläubigen am Grab der Rachel in der Nähe von Bethlehem, gestatteten aber dann das Gebetstreffen. Jüdische Siedler im Westjordanland warfen Barak vor, er halte sie von ihren heiligen Stätten fern und gewähre ihnen keine Sicherheit. Unterdessen traf die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, zu einer einwöchigen Nahostmission in Jerusalem ein, nachdem ihre Kommission Israel wegen übermäßiger Gewalt gegenüber den Palästinensern verurteilt hatte. Der israelische Außenminister Schlomo Ben Ami sagte ein Gespräch mit Robinson ab, nachdem diese Treffen mit dem Jerusalemer Bürgermeister und dem konservativen Oppositionführer Ariel Scharon von ihrer Reiseroute gestrichen hatte. Robinson begrüßte die Einsetzung eines Komitees unter der Leitung des ehemalige US-Senators George Mitchell, das die Ursachen für die Gewalt ermitteln soll. Der palästinensische Kabinettsminister Nabil Schaath sagte, Arafat fordere, dass dem Komitee auch ein Afrikaner angehöre, bevorzugterweise der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela. Die Palästinenser wollten so die Vormachtstellung der USA brechen, die proisraelisch eingestellt sei.
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