Frankfurter Rundschau, 13.11.2000 Blutige Gewalt in Nahost überschattet Treffen Baraks mit Clinton Auch US-Journalistin bei Gefechten verletzt / Arafat kündigt weiteren Widerstand an / Hamas-Führer ruft zu Eskalation auf Palästinenserführer Yassir Arafat hat Israel vor einem anhaltenden Befreiungskampf gewarnt. Die Palästinenser seien entschlossen, den "Heiligen Krieg und den Widerstand gegen die Besatzer fortzusetzen", sagte Arafat beim Gipfel der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC). Israels Premier Ehud Barak reiste zu einem Treffen mit US-Präsident Bill Clinton. Bei Zusammenstößen von Palästinensern und Israelis kamen mindestens neun Menschen um. DOHA/JERUSALEM, 12. November (ap/dpa/afp/rtr). Die Erwartungen auf ein schnelles Ende der seit Wochen andauernden Gewalt im Westjordanland und Gazastreifen seien denkbar gering, sagte Barak bei seinem Abflug nach Washington am Samstagabend. Er wollte Clinton noch am Sonntag treffen. Mindestens acht Palästinenser, darunter ein 15-Jähriger, sowie ein israelischer Soldat wurden am Samstag und Sonntag bei bewaffneten Zusammenstößen getötet. Die israelische Armee untersuchte am Sonntag die Möglichkeit, dass der 28-jährige Soldat versehentlich aus den eigenen Reihen erschossen wurde. Bei dem Schusswechsel waren auch zwei Palästinenser getötet worden. Weitere schwere Zusammenstöße wurden vom Grenzübergang Eres im Norden des Gazastreifens, aus Hebron und Bethlehem gemeldet. Dort erlitt auch eine freie Fotografin der Nachrichtenagentur AP schwere Schussverletzungen am Bauch. Der Schütze sei ein israelischer Soldat gewesen, berichteten Augenzeugen und die Verletzte selbst. Am Sonntag kam es erneut an mehreren Orten zu Schusswechseln. Der israelische Rundfunk meldete, aus der arabischen Kleinstadt Beit Dschallah sei erstmals am hellichten Tage auf die jüdische Siedlung Gilo am Südrand Jerusalems geschossen worden. Die israelische Armee habe mit schweren Waffen zurückgeschossen. Der geistliche Führer der radikalislamischen Hamas-Bewegung, Scheich Ahmad Yassin, rief die Palästinenser am Sonntag zu einer weiteren Eskalation auf. "Steine sollten gegen Handgranaten eingetauscht werden", sagte der 64-Jährige. Palästinenser-Präsident Arafat kündigte zum Auftakt des dreitägigen OIC-Gipfels im Golfstaat Katar weiteren Widerstand gegen Israel an, ließ aber den Weg für Gespräche offen. Diese müssten aber die Absicht verfolgen, breit angelegte Lösungen zu finden. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte die islamischen Staaten zu einer gemäßigten Reaktion auf die Gewalt auf. Irans Präsident Mohammad Khatami hatte zuvor vor den Führern der 56 Staaten dafür plädiert, den Kampf der Palästinenser zu unterstützen und deren Rechte zu verteidigen. In einem dem Gipfel vorliegenden Resolutionsentwurf wurde ein Stopp jeder Normalisierung gefordert, solange Israel die UN-Resolutionen zu Palästina und Jerusalem nicht erfüllt. Auch heißt es, eine Lösung sei ohne den Rückzug Israels aus besetzten Gebieten nicht möglich. Ägypten, Jordanien und die Türkei hatten zuvor einen Boykott und den Abbruch diplomatischer Beziehungen zu Israel abgelehnt. Der UN-Sicherheitsrat wies am Wochenende die Forderung von Palästinenserpräsident Arafat nach Entsendung einer Schutztruppe in die Autonomiegebiete zurück. Der Antrag der Palästinenser wurde nur von sieben nicht-ständigen Ratsmitgliedern unterstützt. |