WEB.DE 22.11.2000 17:28 Vier Tote nach Bombenanschlag in Israel Israelische Kommandoaktion gegen Fatah-Kommandeur - Arafat will dennoch an Friedensziel festhalten Jerusalem (AP) Bei der Explosion einer Autobombe sind in der nordisraelischen Stadt Hadera am Mittwoch Rundfunkberichten zufolge mindestens vier Menschen getötet worden. Mindestens 20 Personen wurden verletzt. Wie es hieß, explodierte die Autobombe zur Hauptverkehrszeit in der Innenstadt in der Nähe eines Busses. Israelische Soldaten erschossen unterdessen im Gazastreifen einen Kommandeur der Fatah-Miliz und drei weitere Palästinenser. Beobachter erwarteten nach dem Schlag gegen die Miliztruppe von Jassir Arafat eine Beschleunigung der jüngsten Spirale der Gewalt. Rauch stieg über den Geschäftsstraßen von Hadera auf. Ein Augenzeuge erklärte im israelischen Fernsehen, der Bus sei an dem Auto vorbeigefahren, als die Bombe explodierte. Der Bus sei daraufhin in ein Geschäft geschleudert worden. Weitere Läden fingen Feuer. Im Gazastreifen eröffneten die Soldaten nach Darstellung palästinensischer Polizisten ohne Vorwarnung das Feuer auf zwei Autos. Die Windschutzscheibe eines der beiden Autos sei mit Dutzenden von Einschüssen durchlöchert, sagte ein palästinensischer Polizist. Zwei Frauen würden noch vermisst. Ein israelischer Militärsprecher sagte hingegen, beim Versuch der Festnahme von Dschamal Abdek Rasek habe dessen Auto versucht, die Straßensperre nahe der jüdischen Siedlung Morag zu durchbrechen. Bei den anderen Toten handle es sich um Mitglieder der mit der Fatah verbündeten Tansim-Miliz. Israel machte Abdek Rasek für zahlreiche Schießereien und Anschläge der vergangenen Wochen verantwortlich. Die jüngste Eskalation der Gewalt im Gazastreifen begann Anfang der Woche mit einem Bombenanschlag auf einen israelischen Schulbus. Dabei wurden zwei erwachsene Begleiter getötet. Die israelische Luftwaffe flog daraufhin Angriffe auf Ortschaften im Gazastreifen. Am Dienstag wurde dann ein 18-jähriger Bewohner einer jüdischen Siedlung erschossen. Mit Panzersperren wurde der Gazastreifen am Mittwoch faktisch in zwei Hälften geteilt. Kettenfahrzeuge und Schützenpanzer bezogen nach Angaben eines Militärsprechers Stellung und hinderten Palästinenser daran, vom Norden in den Süden des Gazastreifens zu gelangen. In Kairo sagte Arafat, er wolle einen Frieden, der die Rechte seines Volkes schütze. Die israelischen Angriffe änderten nichts an dem grundsätzlichen Ziel der Palästinenser, eine dauerhafte Friedenslösung herbeizuführen. «Aber es sollte ein Frieden der Tapferen und nicht ein Frieden der Mächtigen sein.» Der Präsident des palästinensischen Autonomierats beriet am Mittwoch auch mit dem ägyptischen Staatschef Husni Mubarak über die gegenwärtige Situation. Der am Dienstag abberufene ägyptische Botschafter in Israel, Mohammed Bassiuni, kehrte am Mittwoch nach Kairo zurück. Gleichzeitig bekräftigte die jordanische Regierung, dass der neue Botschafter für Israel erst dann sein Beglaubigungsschreiben vorlegen werde, «wenn Israel seine Angriffe einstellt». Die arabischen Staaten forderten den UN-Sicherheitsrat zu einer weiteren Dringlichkeitssitzung über die Gewalt im Nahen Osten auf. Israel erklärte den USA, dass die Regierung derzeit keine Grundlage für die geplante internationale Untersuchung der Ursachen des Konflikts sehe. Den blutigen Unruhen im Westjordanland und im Gazastreifen fielen seit dem 28. September mehr als 240 Menschen zum Opfer, die meisten von ihnen Palästinenser.
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