Frankfurter Rundschau, 24.11.2000

Sanktionsende

Russland will Iran wieder Waffen liefern

WASHINGTON, 23. November (dpa). Die USA haben Russland Wirtschaftssanktionen für den Fall angedroht, dass Moskau wieder Waffen an Iran liefert. Damit reagierte Washington auf die Ankündigung der Russen, aus einem Geheimabkommen mit den USA auszusteigen.

Darin hatte Moskau 1995 einen Waffenstopp für Iran zugesagt und war dafür von Sanktionen der USA ausgenommen worden. Bedingung der Vereinbarung zwischen Vizepräsident Al Gore und dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Wiktor Tschernomyrdin war, dass sie vertraulich blieb. Medien in den USA haben sie aber in den letzten Monaten enthüllt.

Der russische Außenminister Igor Iwanow kündigte die Verabredung in einem Brief an seine Kollegin Madeleine Albright am 3. November auf. Er verwies dabei auch auf positive innenpolitische Entwicklungen in Iran. "Es wird Folgen für Russland haben, einschließlich der Möglichkeit von Sanktionen, wenn Russland an seinen Plänen eines einseitigen Rückzuges festhält", schrieb Albright laut New York Times zurück. Präsident Bill Clinton habe das Thema auch bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorige Woche in Brunei erörtert.

Russland habe nach Schätzungen von Experten durch diese Vereinbarung Verluste von mehreren Milliarden Dollar erlitten, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax. Aus Teheran seien bereits Anfragen über die Lieferung von Kampfflugzeugen und Luftabwehrsystemen eingegangen, die der russischen Rüstungsindustrie Aufträge im Wert von zwei Milliarden Dollar bringen könnten.