Frankfurter Rundschau, 25.11.2000 Moskau bringt Arafat und Barak ins Gespräch Trotz weiterer Toter vorsichtige Anläufe, aus dem Zyklus der Gewalt auszubrechen Von Inge Günther In die Vermittlungen im Nahost-Konflikt hat sich Russland aktiv eingeschaltet. Bei einem Besuch von PLO-Chef Yassir Arafat am Freitag im Moskauer Kreml wurde ein Telefonat zwischen ihm und Israels Premier Ehud Barak arrangiert. Nach israelischen Angaben verständigten sich die beiden auf Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation "auf niedrigem Niveau". JERUSALEM, 24. November. Der russische Präsident Wladimir Putin beriet auch selbst mit Barak konkrete Schritte, wie sich die Spannungen reduzieren ließen. Öffentlich versprach Putin lediglich, größte Anstrengungen zur Rettung des Friedensprozesses zu unternehmen. Das setze allerdings ein Ende der Gewalt voraus. Russland hatte schon 1991 neben den USA den Auftakt der Nahost-Friedensverhandlungen in Madrid begleitet. Dennoch gingen die diplomatischen Versuche zur Eindämmung des Konflikts auch am Freitag, von den Palästinensern zu einem weiteren "Tag des Zorns" erklärt, mit neuem Blutvergießen einher. Nach der Beerdigung eines Hamas-Mitglieds in Nablus, dessen Auto nach palästinensischer Überzeugung im israelischen Auftrag in die Luft gesprengt worden war, erschoss ein Kommando einen israelischen Siedler. Nahe der Westbank-Stadt Dschenin wiederum hatten zuvor israelische Soldaten einen Palästinenser getötet, ein weiterer starb in Gaza an den Folgen vor Tagen erlittener Verletzungen. Auch kam es in Bethlehem und Hebron zu neuen Straßenschlachten. Anläufe gab es aber auf mehreren Ebenen, aus dem Zyklus der Gewalt auszubrechen. So traf sich überraschend in der Nacht zum Freitag Israels Vize-Verteidigungminister Ephraim Sneh mit hochrangigen Vertretern der palästinensischen Autonomie-Regierung am Gaza-Grenzpunkt Eres. Auf den anschließenden Rapport Snehs hin verzichtete das israelische Sicherheitskabinett auf unmittelbare Vergeltungsschläge für vorausgegangene, palästinensische Bombenattentate. Gleichzeitig wurde Premier Ehud Barak autorisiert, im Falle weiterer Terrorakte militärische Aktionen anzuordnen. Nach Darstellung Snehs gelte dabei als Leitlinie, "Terroristen zu bestrafen, aber so wenig Schaden wie möglich anzurichten". Er hoffe jedoch, so der Vizeminister, dass seine Gespräche mit dem palästinensischen Kabinettssekretär Tayib Abdel-Rahim und dem Autonomieminister Dschamil Tarifi zu einer "gewissen Verbesserung der Lage" führen werde. Tarifi zufolge hat Israel zugesagt, die Blockade der autonomen Gebiete mit Beginn des moslemischen Fastenmonats Ramadan am Montag aufzuheben. Bedingung dafür sei ein Gewaltverzicht der Palästinenser. |