taz Berlin lokal Nr. 6310 vom 30.11.2000, Seite 19 Pro Asyl kritisiert Razzia in Praxis Als "einen Frontalangriff auf einen Schutzraum für Flüchtlinge" hat die bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge "Pro Asyl" das gewaltsame Eindringen der Berliner Polizei in eine psychotherapeutische Beratungsstelle für politisch Verfolgte verurteilt. Es wäre fatal, wenn dadurch das Vertrauen von Migranten und Flüchtlingen in die deutschen Behörden weiter erschüttert würde, erklärte gestern Pro-Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann. Bei dem Vorfall war am vergangenen Freitag ein 17-jähriger kurdischer Asylbewerber schwer verletzt worden, als er auf der Flucht vor der Polizei in Panik aus dem Fenster sprang. Die Polizisten hatten den Jugendlichen bis in die Beratungsstelle verfolgt, nachdem er zuvor bei einer Kontrolle ohne gültigen Fahrausweis und ohne Aufenthaltsgenehmigung angetroffen worden war. Die beiden Vergehen rechtfertigten keine Razzia auf eine Beratungsstelle für Folteropfer, sagte Kauffmann. Die Polizei sei in einem Rechtsstaat zum Schutz und nicht zur Verfolgung von Flüchtlingen da. EPD |