Frankfurter Rundschau, 2.12.2000 Nahost Keine Gewalt in Jerusalem nach Ramadan-Gebet JERUSALEM, 1. Dezember. (dpa) Zehntausende Palästinenser haben am Freitag zu Beginn des Fastenmonats Ramadan vor der Al Aksa Moschee auf dem Haram el-Sharif in Jerusalem gebetet, ohne dass es zu gewalttätigen Zwischenfällen kam. Etwa 3000 israelische Polizisten waren in der Stadt zusammengezogen worden, um eine Wiederholung der blutigen Ausschreitungen zu verhindern, die Ende September die Unruhen in den Palästinensergebieten ausgelöst hatten. Die Polizei ließ nur palästinensische Bewohner Ost-Jerusalems auf das Plateau über der Altstadt Jerusalems. Nach Angaben der palästinensische Tempelberg-Verwaltung lag die Zahl der Betenden bei 40 000. In früheren Jahren hatten sich dort bis zu 200 000 Gläubige zum Freitagsgebet versammelt. In palästinensisch kontrollierten Gebieten des Westjordanlandes und im Gazastreifen kam es hingegen zu vereinzelten Schießereien zwischen militanten Palästinensern und der israelischen Armee. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben ein Zwölfjähriger und ein 19- Jähriger von israelischen Soldaten erschossen. Die in Israel regierende Arbeitspartei nominierte Ministerpräsident Ehud Barak auf einem Sonderparteitag "inoffiziell" erneut zu ihrem Kandidaten. In Rahmen einer von Baraks innerparteilichen Gegnern scharf kritisierten Sitzung verabschiedeten die Delegierten eine Resolution, wonach die Partei Barak bei den für Mai erwarteten Neuwahlen unterstützt. Wegen des starken Widerstands machte die Parteiführung deutlich, dass diese Erklärung rechtlich nicht bindend sei und Gegenkandidaten für den offiziellen Wahlparteitag möglich seien. Mehrere Rivalen Baraks machten inzwischen klar, dass sie nicht gegen ihn antreten wollen. Der frühere Ministerpräsident Schimon Peres erklärte ebenso seinen Verzicht wie Parlamentspräsident Avraham Burg, der am Freitag ankündigte, zumindest "vorläufig" nicht gegen Barak kandidieren zu wollen. |