Tagesspiegel, 4.12.2000
Nahost-Friedensprozess
Barak widerspricht Clinton
Israelischer Regierungschef: Wir verhandeln nicht unter Zeitdruck
Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak hat Forderungen zurückgewiesen,
noch innerhalb der Amtszeit von US-Präsident Bill Clinton ein Friedensabkommen
mit den Palästinensern abzuschließen. "Jeder Versuch,
mir Fristen vorzuschreiben, ist schlecht für Israel und schadet den
Aussichten für den Friedensprozess", sagte Barak am Sonntag
in einer Kabinettssitzung. Mitglieder seiner Arbeitspartei hatten den
Ministerpräsidenten zuvor mehrfach aufgefordert, noch vor dem Machtwechsel
in Washington am 20. Januar ein Friedensabkommen zu erreichen. Baraks
Berater Gilead Scher erklärte, der Ministerpräsident sei zwar
weiterhin daran interessiert, noch während Clintons Amtszeit ein
Abkommen mit den Palästinensern abzuschließen. Die Verhandlungen
würden jedoch nicht "mit einer Stoppuhr" in der Hand geführt.
Justizminister Jossi Beilin hatte bei einem Besuch in Washington erklärt,
trotz aller Schwierigkeiten sei eine Einigung zwischen Israel und den
Palästinensern in den kommenden 50 Tagen möglich.
Beide Seiten seien sich in fast allen Punkten einig, und auch bei den
strittigen Themen könne bald eine Lösung gefunden werden, sagte
Beilin am Freitag. Er schlug vor, die Hauptstadt des zukünftigen
palästinensischen Staates in einem östlichen Vorort von Jerusalem
zu schaffen.
|