Süddeutsche Zeitung, 4.12.2000 Prinz Hassan: Europa soll in Nahost vermitteln Von Karin Gothe München - Prinz Hassan von Jordanien hat die Europäer aufgerufen, sich aktiv an einer Lösung des Konfliktes im Nahen Osten zu beteiligen. Da der Friedensprozess auch wegen der innenpolitischen Probleme in den USA und Israel derzeit stagniere, sei es besonders wichtig, dass internationale Vermittler sich bemühten, die Gespräche wieder in Gang zu bringen, sagte der Bruder des vor knapp zwei Jahren verstorbenen König Hussein bei einer Veranstaltung der Bertelsmann-Stiftung in München. Erst wenn es gelänge, die gesamte Region in die Konzepte der so genannten neuen Weltordnung einzubeziehen, könne dort auch ein dauerhafter Frieden erreicht werden. Die arabischen Staaten und Israel seien zwar in diversen internationalen Organisationen vertreten, aber diese Mitgliedschaften nützten ihnen nichts, so lange sie vor allem als "Problem" und nicht als Teil der Weltzivilisation angesehen würden, sagte der Prinz, der vergangene Woche zum Präsidenten des Club of Rome ernannt wurde. Er sagte: "Erinnern Sie sich, Bethlehem ist nah. Der Friedensprozess befinde sich in einem Dilemma, das nur mit äußerer Hilfe gelöst werden könne. Er sei derzeit besonders gefährdet, da weder Israel noch die USA handlungsfähige Regierungen besäßen. Dass die US-Vermittlung ausfalle, sei "extrem schlecht für die Friedensperspektiven". Und in Israel nehme das Potenzial der Eskalation weiter zu, da die Regierung Barak nicht einmal im Inneren Frieden geschaffen habe. Solange die israelischen Araber und andere Bevölkerungsgruppen sich nicht von der israelischen Flagge vertreten fühlten, sagte der jordanische Prinz, werde die Angst der israelischen Regierung vor dem eigenen Volk genauso groß bleiben wie die vor dem Feind. Und so lange werde das Wort "moderat" in Israel und den Palästinensergebieten gleichbedeutend mit "Verräter" sein. "Saving face may destroy human race", warnte er, der Zwang beider Konfliktparteien, um jeden Preis ihr Gesicht zu wahren, sei auch für den Tod der mehr als 270 Menschen verantwortlich, die bei den Unruhen starben. Aber "wenn man merkt, es geht nicht weiter, haut man nicht mit dem Kopf gegen die Wand, sondern versucht es auf einem anderen Weg." Die Industriestaaten trügen Verantwortung, die von ihnen propagierte "Globalisierung" umzusetzen, sagte der Prinz, und zwar die Globalisierung der Werte - die der Zivilgesellschaft, nicht der Kriegskunst. Bevor es zu spät sei: "Noch werfen die palästinensischen Jugendlichen Steine, aber wie lange wird es dauern, bis Raketen fliegen? |