Süddeutsche Zeitung, 4.12.2000 Bereits mehrere Banken unter Zwangsverwaltung IWF schickt wegen Bankenkrise Vertreter in die Türkei (sueddeutsche.de/rtr) - In der türkischen Hauptstadt Ankara sind am Sonntag Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Gesprächen über Hilfsmassnahmen wegen der aktuellen Bankenkrise in der Türkei eingetroffen. Die Gespräche zwischen dem IWF und Vertretern der türkischen Regierung würden am Sonntagabend beginnen, teilte IWF-Chef Horst Köhler mit. Köhler sagte in Washington, er hoffe auf einen schnellen Abschluss, um über einen dringenden IWF-Kredit an die Türkei entscheiden zu können. Diese Entscheidung könnte bei einem IWF-Treffen am 21. Dezember fallen. Mehrere Banken unter Zwangsverwaltung Befürchtungen über die Stabilität des türkischen Bankensektors hatten in den vergangenen Tagen eine Liquiditätskrise ausgelöst. Mehrere Banken waren unter Zwangsverwaltung gestellt worden, gegen einige von ihnen laufen Untersuchungen wegen möglicher krimineller Machenschaften. Der türkische Aktienindex verlor in den vergangenen Tagen rund 40 Prozent, die Geldmarktsätze zwischen Banken waren am Freitag weiter um 1000 Prozent nach oben geschnellt. Die türkische Regierung habe große Fortschritte bei ihrem Programm zur wirtschaftlichen Stabilisierung und Reform gemacht, sagte Köhler in Washington weiter. Es gehe nun darum, das Vertrauen in die türkische Wirtschaft zu stärken. Die Türkei verhandelt mit dem IWF zur Überbrückung der Liquiditätskrise über die vorzeitige Auszahlung von 600 Millionen Dollar aus einem bestehenden Bereitschaftskredit in Höhe von 4,0 Milliarden Dollar. Die Türkei strebt zudem einen weiteren IWF-Kredit an, der nach Aussagen von Bankanalysten bis zu vier Milliarden Dollar betragen könnte. |