web de 09.12.2000 03:26 Israelis verschärfen nach blutigem Freitag Blockade Grenze zu Gebieten mit voller Autonomie geschlossen - Weitere Ausschreitungen erwartet Jerusalem (AP) Nach den blutigen Unruhen vom Freitag hat Israel die Blockade der palästinensischen Gebiete im Westjordanland und Gazastreifen weiter verschärft. Die israelischen Streitkräfte schlossen die Grenzen zu allen Gebieten unter voller palästinensischer Autonomie und machten so einen Reiseverkehr zwischen den einzelnen Städten und Ortschaften nahezu unmöglich. Für den (heutigen) Samstag, dem zweiten von zwei «Tagen des Zorns», den die palästinensische Führung zum 13. Jahrestag des Beginns der Intifada ausgerufen hat, wurden weitere gewaltsame Ausschreitungen erwartet. Am Freitag waren zehn Menschen getötet worden, sieben Palästinenser und drei Israelis. Sieben von ihnen sollen am Samstag beigesetzt werden. In Dschenin wurden nach Berichten von Augenzeugen vier palästinensische Polizisten und ein Zivilist getötet, als Israelis einen Polizeiposten mit Panzerfeuer belegten. In Bethlehem wurde ein Palästinenser von israelischen Besatzungssoldaten erschossen, auch in Jerusalem wurde ein Demonstrant getötet. In der Nähe der Siedlung Kirjat Arba bei Hebron feuerten Palästinenser auf einen Kleinbus mit Lehrern auf dem Weg zur Schule. Eine Lehrerin und der Fahrer wurden tödlich getroffen. Bei einem ähnlichen Angriff nahe Jericho wurde ein weiterer Israeli getötet. Am Freitagabend trat in Gaza das palästinensische Kabinett zusammen. Es kritisierte die israelischen Blockaden als eine «Politik der kollektiven Bestrafung», mit der die Spannungen nur verschärft würden. Die israelische Regierung führe einen Aggressionskrieg mit dem Ziel der Demütigung des palästinensischen Volkes, hieß es in der Erklärung. Die Intifada hatte am 8. Dezember 1987 begonnen und dauerte bis zum Abschluss des Rahmenabkommens von Oslo 1993. Die jüngste Welle der Gewalt, die oft auch als neue Intifada bezeichnet wird, wurde von einem Besuch des israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg am 28. September ausgelöst. Seitdem wurden 309 Menschen getötet, die überwiegende Mehrzahl davon Palästinenser.
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