Stuttgarter Zeitung, 09.12.2000 Türkische Häftlinge in Lebensgefahr ISTANBUL (jkt). Nach 50 Tagen "Todesfasten'' hat sich der Zustand der im Hungerstreik befindlichen türkischen Gefangenen dramatisch verschlechtert. Medien berichteten, dass einige der Häftlinge bereits Blut erbrechen würden. Der stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Ärztevereinigung, Metin Bakkalci, befürchtet, dass in den nächsten Tagen die ersten Menschen sterben könnten. Nach neuesten Angaben des türkischen Justizministeriums beteiligen sich insgesamt 199 Häftlinge an dem Todesfasten. Medienberichten zufolge sind es sogar bis zu 246 in 20 Gefängnissen. Inzwischen haben sich den Hungerstreikenden aus drei linken türkischen Organisationen auch Häftlinge angeschlossen, die zur Kurdischen Arbeiterpartei und zu drei anderen kurdischen Organisationen gehören. Damit hat sich der Streik auf 20 Gefängnisse im ganzen Land ausgedehnt. Mit der Gefängnisreform sollen die Haftanstalten an westliche Standards angepasst und soll ein Zellensystem eingeführt werden. Zurzeit leben bis zu 100 Häftlinge in großen Räumen. Die Gefangenen befürchten, dass sie durch das Zellensystem isoliert werden und Misshandlungen von Aufsehern ausgesetzt sein könnten. Justizminister Hikmet Sami Türk versicherte, dass sich die Lage der Häftlinge in den neuen Gefängnissen verbessern werde. Außerdem soll es in den neuen Haftanstalten unter anderem soziale Einrichtungen und psychologische Betreuung geben.
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