yahoo.com, 10. Dezember 2000, 00:15 Uhr Trauerfeiern werden zu Kundgebungen gegen Israel Jerusalem (Reuters) - Zehntausende Palästinenser haben am Samstag im Westjordanland die sieben Opfer der jüngsten Unruhen beerdigt und die Trauerfeiern zu Kundgebungen gegen Israel gemacht. In Dschenin riefen mehr als 50.000 Trauernde nach Rache für fünf Palästinenser, die dort am Vortag getötet worden waren. Die Fatah-Partei von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat hatte für Freitag und Samstag zu "Tagen des Zorns" zum Gedenken an den Palästinenser-Aufstand, genannt Intifada, von 1987 bis 1993 aufgerufen. Mit insgesamt zehn Toten - sieben Palästinenser und drei Israelis - zählte der Freitag während des jüngsten Aufstands zu den Tagen mit der bislang höchsten Zahl an Todesopfern. Bei den Ende September ausgebrochenen Unruhen kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. "Wir verlangen das Ende des Zionismus und der (israelischen) Besatzung", riefen Trauernde in Ramallah bei der Beerdigung eines 16-jährigen Jungen, der am Vortag in Jerusalem erschossen worden war. Andere Trauernde trugen Transparente, auf denen Jerusalem als Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaates gefordert wurde. Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak schwor, die für den Tod der Israelis Verantwortlichen zu finden und zu bestrafen. Barak erklärte am Samstagabend, er werde am Sonntag zurücktreten und sich in 60 Tagen Neuwahlen stellen. Als neuer Regierungschef wolle er aber versuchen, den Weg zu einem Friedensabkommen fortzusetzen. Israel verschärfte nach den Zusammenstößen am Freitag die Abriegelung aller palästinensischer Städte im Westjordanland mit Ausnahme der Stadt Kalkilja. Auch am Samstag gab es im Westjordanland und im Gaza-Streifen Zwischenfälle. In Hebron kam es nach Augenzeugenberichten auf einem Gemüsemarkt zu einem Schusswechsel zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Einkäufer mussten in Deckung gehen, es wurde aber niemand verletzt. Der israelische Präsident Mosche Katzav sagte der Zeitung "Bild am Sonntag", die deutsche Bundesregierung habe sich erneut in die Bemühungen um eine Freilassung von entführten israelischen Geiseln im Libanon eingeschaltet. Die Bundesregierung habe "die Botschaft übermittelt, dass wir zu Vereinbarungen zum Wohle der drei Soldaten bereit sind", sagte er einem Vorabbericht zufolge. Die drei Soldaten waren im Oktober im Grenzgebiet nahe den Golan- Höhen von Freischärlern der Hisbollah verschleppt worden. Die Hisbollah verlangt die Freilassung aller Libanesen und anderer Araber aus israelischer Haft. Die Hisbollah bestätigte den Vermittlungsversuch Deutschlands und erklärte in Beirut, man warte derzeit auf die israelische Antwort zu Austausch- Vorschlägen. Der irakische Präsident Saddam Hussein sagte am Samstag den Palästinensern in ihrem Kampf gegen Israel eine Milliarde Euro (fast zwei Milliarden Mark) zu. Das Geld solle aus den Verkäufen irakischen Öls im kommenden Jahr kommen, berichtete die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA. |