Frankfurter Rundschau, 12.12.2000 Keine Probleme mit den Kulturen Junge Ausländer überbrücken Unterschiede mühelos MÜNCHEN, 11. Dezember (kna). Ausländische Kinder in Deutschland überbrücken die Unterschiede zwischen den Kulturen "relativ mühelos". Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München hervor. Dafür wurden rund 1200 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren in multikulturell geprägten Stadtvierteln von München, Köln und Frankfurt befragt. 60 Prozent von ihnen haben "vielfältige und stabile" Kontakte zu Gleichaltrigen. Die Freundeskreise der Kinder seien "häufig multikulturell zusammengesetzt", so die Sozialforscherinnen. Nur sechs Prozent aller Befragten nennen ausschließlich solche Kinder ihre Freunde, die aus dem Herkunftsland der eigenen Familie stammen. Auf die Frage, warum jemand der beste Freund sei, beziehen sich von mehr als 1000 Antworten nur 18 auf die gemeinsame Herkunft. Die Freizeit der ausländischen Kinder spielt sich dem Ergebnis der Befragung zufolge meist im Freien, auf Spielplätzen und Schulhöfen, in Parks oder auf Hinterhöfen ab. Dort gestalten die Kinder ihre Aktivitäten selbst, häufig mit gängigen Spielen wie Fangen, Rad fahren, Fußball oder Inlineskaten. Von organisierten Spiel- und Lernangeboten in Vereinen und Freizeiteinrichtungen wird ein großer Teil der Kinder aus Migrantenfamilien im Unterschied zu ihren deutschen Altersgenossen nicht erreicht. Nur 44 Prozent der Befragten besuchten einen Kurs oder einen Verein. Laut DJI-Studie wachsen die ausländischen Kinder mehrsprachig auf und setzen die Sprachen je nach Situation und Gesprächspartner gezielt ein. Die meisten hätten eine "ganzheitliche Kompetenz, die es ihnen ermöglicht, die Sprachen ohne gedankliche Übersetzungsleistung zu benutzen". Das Jugendinstitut spricht sich in seiner Analyse dagegen aus, den so genannten Sprachenwechsel bei ausländischen Kindern, also das Hin- und Herspringen zwischen den Sprachen, als Defizit zu sehen, wie dies in Schulen oft der Fall sei. Vielmehr müsse das Phänomen als Ausdruck einer zunehmenden Sprachkompetenz verstanden werden. 40 Prozent der ausländischen Kindergartenkinder verwendeten mit Freunden gleicher Herkunft beide Sprachen, bei Schulkindern seien es rund 70 Prozent.
|