Ruhr-Nachrichten, 12.12.2000 Amt will Familie Dönmez dulden HÜLS: Kirchenasyl ist vorerst nicht mehr nötig / "Endlich ohne Angst leben" Das Verbergen und Untertauchen gehörte für die kurdische Familie Dönmez zum Alltag. Jetzt kann sie sechs Monate lang ein halbwegs normales Leben führen. Denn das Ausländeramt Bocholt will Vater Davut, Mutter Yildiz und sechs ihrer sieben Kinder im nächsten halben Jahr in Deutschland dulden. Für die älteste Tochter Halimeh (22), die kürzlich einen in Marl lebenden Kurden geheiratet hat, wird noch eine Lösung gesucht. Dies hat die Paulusgemeinde, die der Familie seit April Asyl gewährt, am Nikolaustag erfahren. "Es ist ein echtes Nikolausgeschenk", freut sich Pfarrerin Ursula August. Der Druck der Politik habe etwas bewirkt. Nun kann die Familie abends endlich wieder nach draußen gehen. "Jetzt müssen wir keine Angst mehr haben, verhaftet zu werden", sagt die älteste Tochter Halimeh (22). Ende der 80-er Jahre waren die Kurden aus ihrem Heimatdorf geflüchtet. Damals habe das türkische Militär ihren Vater Davut zwingen wollen, Bewohner seines Dorfes zu foltern und bespitzeln, erzählt Halimeh. Weil er sich weigerte, sei er selbst gefoltert worden. Seine Frau Yildiz leide noch immer unter traumatischen Erlebnissen, was auch die Amtsärzte bescheinigten. Fast elf Jahre lebt Familie Dönmez schon in Deutschland, der jüngste Sohn Tarik (10) wurde hier geboren. Jedes Jahr feierte die Familie mit Nachbarn in Bocholt Weihnachten. Doch weil der Asylantrag abgelehnt wurde, droht ihr seit Juli 1999 die Abschiebung. Neun Monate lang tauchte sie unter, bis der Flüchtingsreferent der esm den Kontakt zur Paulusgemeinde vermittelte. Gute Schularbeiten Seit April leben die Kurden dort im Gemeindehaus, schlafen auf Matratzen und erhalten ihre Verpflegung aus der Gemeindeküche. Den Gottesdienst besuchen sie öfter als manches Gemeindemitglied und gestalten ihn sogar mit. Ein ökumenischer Kreis aus 30 Personen unterstützt die Familie und finanziert ihre Unterbringung. Seitdem sie von der Ausländerbehörde geduldet wird, gehen die Kinder wieder zur Schule und schreiben prompt gute Arbeiten, berichtet Pfarrer Roland Wanke. Bis Familie Dönmez eine neue Bleibe gefunden hat, wird sie im Gemeindehaus bleiben. Zur Weihnachtsfeier der Paulusgemeinde ist sie herzlich eingeladen. Drei Tage später empfängt sie ihre Unterstützer zum Zuckerfest. -HPM
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