Süddeutsche Zeitung, 18.12.2000 Nach monatelangen Auseinandersetzungen Arafat kündigt Friedensgespräche in Washington an Palästinenser und Israelis reisen zu indirekten Verhandlungen in die USA / Drei Tote in Gaza und in Jerusalem Jerusalem (AFP/Reuters) - Nach monatelangen Auseinandersetzungen bereiten Israelis und Palästinenser die Wiederaufnahme der Friedensgespräche vor. Palästinenser-Präsident Jassir Arafat sagte am Sonntag in Gaza, Delegationen beider Seiten würden in den kommenden Tagen in Washington zu getrennten Gesprächen mit Vertretern der amerikanischen Regierung zusammenkommen. Zugleich erklärte er sich grundsätzlich zu einem Treffen mit Israels Premier Ehud Barak bereit. Am Samstag hatte Arafat mit US-Präsident Bill Clinton telefonisch über die Rettung des Friedensprozesses gesprochen. Offenbar streben die Palästinenser eine Lösung noch vor dem Ende von Clintons Amtszeit am 20. Januar an. Israels Außenminister Schlomo Ben-Ami, der am Montag nach Washington reisen wird, stellte am Sonntag im israelischen Militärrundfunk einen Kompromiss bei der Verwaltung des Jerusalemer Tempelbergs in Aussicht. Indessen wurden im Gazastreifen und in Jerusalem drei Palästinenser getötet. Vor Arafat hatte bereits Informationsminister Jasser Abed Rabbo angekündigt, die palästinensische Delegation werde am Dienstag nach Washington reisen. Clinton und Arafat führten nach Angaben von Arafats Berater Nabil Abu Rudeina ein "sehr wichtiges Gespräch" von 45 Minuten. Eine Sprecherin des Weißen Hauses hatte am Samstag erklärt, die USA seien zum Einsatz für neue Nahost-Gespräche bereit. Konkrete Vorschläge habe die amerikanische Seite jedoch bisher nicht gemacht. Medien in Kairo und Tel Aviv berichteten, den Konfliktparteien liege ein Papier Clintons vor. Dieses sehe Zugeständnisse Israels in der Jerusalem-Frage vor, falls die Palästinenser im Gegenzug nicht auf dem Rückkehrrecht für Flüchtlinge bestünden. Dem israelischen Rundfunk zufolge sprach Ben-Ami in der Nacht zum Sonntag drei Stunden lang mit hochrangigen Palästinenservertretern. Am Sonntag sagte er im Militärrundfunk, es müsse eine endgültige Lösung und eine effektive Kontrolle für den Tempelberg gefunden werden. Laut Militärradio ist Israel offenbar bereit, den Palästinensern eine Art Verwaltung des Tempelbergs zuzugestehen. Eine vollständige Souveränität über den Ort sollten die Palästinenser aber nicht erhalten. Die Kontrolle über die heiligen Stätten am Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee ist das größte Hindernis bei den Friedensgesprächen. Laut israelischen Medienberichten bot Barak den Palästinensern inzwischen an, über die Übergabe der palästinensischen Viertel Ost-Jerusalems sowie einen militärischen Abzug aus 90 Prozent des Westjordanlandes zu verhandeln. Israelische Soldaten erschossen am Sonntag am Rande des Gazastreifens zwei Palästinenser und verwundeten einen dritten, wie palästinensische Ärzte berichteten. In der Nacht war bei einer Explosion im Norden Jerusalems ein Führer von Arafats Fatah-Bewegung getötet worden. Die Fatah ging von einem israelischen Anschlag aus. Seit dem Beginn der Gewalt in den Palästinensergebieten wurden mehr als 330 Menschen getötet, die meisten von ihnen Palästinenser. |