yeni gündem, 18.12.2000
60. Tag: Der Tod kann jederzeit eintreffen
Faruk Aktas / Istanbul.
Zu Beginn des 60. Tages des Todesfasten verschlechtert sich der Gesundheitszustand
der ersten Gruppe zunehmend. Experten machen darauf aufmerksam, dass mit
dem Eintreten von Bewusstseinsstörungen und Bettlägerigkeit
die Grenze zum Tod erreicht ist und jeden Moment ungewollte Nachrichten
eintreffen können. Die Gefangenen lehnen auch im Falle der Bewusslosigkeit
jeden medizinischen Eingriff ab.
Beim Todesfasten von 1996 kam die erste tragische Nachricht am 62. Tag.
Die erste Gruppe Todesfastender, bestehend aus 78 Menschen, tritt heute
in den 60. Tag. Wie bekannt wurde, ist aus dieser Gruppe vor allem der
Zustand von Sevgi Erdogan in Usak sehr kritisch, desweiteren von Mesut
Örs in Bursa und von Ahmet Ibili, Zeynep Arikan und Ergül Acer
in Ümraniye. In der Gruppe, die das Todesfasten drei Tage später
begonnen hat, befinden sich 249 Menschen. Der 60. Tag wird aus medizinischer
Sicht als letzte Phase betrachtet.
Wie aus einem vielseitigen Bericht des Türkischen Ärztebundes
und der Istanbuler Ärztekammer hervorgeht, gilt der 60. Tag als Todesgrenze:
"Starkes Ansteigen der Schmerzen, Übergeben und Übelkeit,
Schläfrigkeit, Trübung des Sehvermögens, Reaktionsstörungen,
langsame Bewusstseinstörungen und Bettlägerigkeit" treten
ein. Die Experten weisen darauf hin, dass diese Phase eine sehr schnelle
ist und nach vorübergehender Bewusstlosigkeit und Koma der Tod innerhalb
von ein bis zwei Stunden eintreten kann. Prof.Dr. Taner Gören, Leitungsmitglied
der Istanbuler Ärztekammer, macht darauf aufmerksam, dass selbst
im Falle der Beendigung des Todesfastens nach diesem Zeitpunkt ernsthafte
Behinderungen zurückbleiben können und weist darauf hin, wie
wichtig die richtige Ernährung nach der Aktion ist. Die Ärztekammer
hat zum Thema Ernährung eine Delegation zusammengestellt, die an
einem Ernährungsprogramm nach Beendigung des Todesfastens arbeitet.
(...) In einem Bericht über den Besuch einer von der Ärztekammer
beauftragten Ärztedelegation in den Gefängnissen Bayrampasa
und Ümraniye sagt Prof.Dr. Gören: "Schon früher sind
wir (...) zweimal in die Gefängnisse gegangen und haben die Gefangenen
untersucht. Die Gefangenen liessen mitteilen, dass sie eine Behandlung
keinesfalls akzeptieren werden. Diesbezüglich haben wir Formulare
ausgefüllt. In diesen Formularen wird festgehalten, dass die Gefangenen
eine Behandlung selbst im Falle eintretender Bewusstlosigkeit ablehnen.
Als Ärzte sind wir wiedergekommen, um festzustellen, ob sich ihre
Haltung geändert hat und um sie medizinisch zu behandeln. Sie lehnen
jedoch eine Behandlung nach wie vor ab." (...)
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