yahoo.de Dienstag 19. Dezember 2000, 10:12
Sicherheitskräfte beenden Hungerstreik türkischer Häftlinge
Istanbul (Reuters) - Türkische Sicherheitskräfte sind am Dienstag
in mehrere Gefängnisse vorgedrungen und haben den Hungerstreik von
mehr als tausend Häftlingen beendet. Der Einsatz der Sicherheitskräfte
habe in 20 Gefängnissen in der Hauptstadt Ankara, in Istanbul und
in mehreren Provinzen der Türkei stattgefunden, sagte Justizminister
Hikmet Sami Turk am Dienstag. Das Fernsehen zeigte Bilder von Einsätzen
in Bursa und Adana. Zehn hungerstreikende Häftlinge seien ins Krankenhaus
gebracht worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anatolien unter
Berufung auf Vertreter des größten Gefängnisses in Ankara.
Die Polizei sperrte die Straßen rund um die Haftanstalten ab.
Die Häftlinge protestierten gegen Pläne der türkischen
Regierung, zur besseren Kontrolle der Gefangenen die üblichen großen
Schlafsäle aufzulösen und die Häftlinge in kleinere Zellen
zu verlegen. Die Regierung argumentiert, nur damit sei die Kontrolle der
Gefängnisse durch Banden extremer islamistischer, linker oder rechter
Gruppen zu brechen. Die Gefangenen fürchten hingegen, nach der Verlegung
in kleinere Zellen stärkeren Repressalien durch die Aufseher ausgeliefert
zu sein. An dem Hungerstreik beteiligten sich nach offiziellen Angaben
vor allem linke und kurdische Gefangene. 200 der Hungerstreikenden haben
seit 60 Tagen nur gezuckertes Wasser zu sich genommen.
Vermittler, die ein Ende des Hungerstreiks erreichen wollten, hatten am
Freitag ihre Gespräche mit den Protestierenden abgebrochen. Vor wenigen
Tagen lehnte der türkische Präsident Ahmet Necdet Sezer die
Unterzeichnung eines Amnestiegesetzes ab, mit dem die Zahl der Häftlinge
in den überfüllten Gefängnissen um die Hälfte reduziert
werden sollte.
|