Freie Presse, 21.12.2000 Amnesty fordert Türkei zu Gewaltverzicht auf - Armee-Aktionen in Gefängnissen geht weiter Amnesty International hat die türkische Regierung aufgefordert, die Gewalt gegen Häftlinge zu beenden. Der Einsatz "exzessiver Gewalt" sowie von Folter und Misshandlungen müsse aufhören, hieß es in einer in Ankara verbreiteten Erklärung. Die Menschenrechtsorganisation zeigte sich zutiefst beunruhigt vom gewaltsamen Vorgehen der Armee und der Polizei gegen friedliche Häftlingsproteste. Dabei wurden bis Mittwochmittag 16 Häftlinge und zwei Soldaten getötet. Türkische Polizei und Militär setzten am Mittwoch ihren Sturm auf die Gefängnisse von Canakkale und Umraniye fort. Die Polizei setzte dabei Tränengas gegen die Häftlinge ein, die sich in mehreren Schlafsälen verschanzt hatten. Justizminister Hikmet Sami Türk rief die Gefangenen auf, ihren "bedeutungslosen" Widerstand aufzugeben. Seinen Angaben zufolge wurden 78 Häftlinge und vier Militärs verletzt. Sicherheitskräfte hatten am Dienstag in landesweit 20 Gefängnisse mit den Gewaltaktionen begonnen, um einen seit zwei Monaten andauernden Hungerstreik der Häftlinge zu beenden. Die Gefangenen demonstrierten mit ihrer Aktion gegen die geplante Verlegung in kleinere Zellen im Zuge einer Gefängnisreform. Sie fürchten, dass sie dann von den Wärtern leichter gefoltert und isoliert werden können. Amnesty International forderte eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Bis zur vollständigen Aufklärung sollten die Verantwortlichen vom Dienst suspendiert werden. (AFP) |