Reuters, 20 Dez 2000 18:28 Türkische Demonstranten drohen in London mit Selbstverbrennung London (Reuters) - Türkische Demonstranten, die sich in London in einem EU-Gebäude und auf einem Riesenrad verschanzt haben, haben mit Selbstverbrennung gedroht. Die Demonstranten sagten der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch telefonisch aus der Vertretung der Europäischen Kommission, sie seien verärgert über die Auseinandersetzungen zwischen Häftlingen und Sicherheitskräften in der Türkei. Dabei waren bislang nach offiziellen Angaben 19 Menschen ums Leben gekommen. Die Londoner Polizei ging davon, dass sich etwa zehn bis 20 Kurden im zweiten Geschoss des EU-Büros verschanzt hätten. Das Gebäude sei evakuiert und die Umgebung abgeriegelt worden. Die Polizei vermutete entzündliches Material bei den Demonstranten. Ein Sprecher der Luftfahrtgesellschaft British Airways, die das Riesenrad betreibt, sagte, 22 Demonstranten hätten das "Londoner Auge" bestiegen und hielten zwei Kabinen besetzt. Alle anderen Fahrgäste seien in Sicherheit gebracht worden. Ein Polizeisprecher sagte, türkische Demonstranten hätten sich wiederholt selbst angezündet und deshalb gebe es immer ein entsprechendes Risiko. Zuvor waren von der Zuschauer-Tribüne des britischen Unterhauses zwei Demonstranten entfernt worden, weil sie gerufen hatten: "Stoppt die Massaker in türkischen Gefängnissen". Zur gleichen Zeit hatte Premierminister Tony Blair Fragen während einer Anhörung beantwortet. Die türkische Regierung hat das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen protestierende Häftlinge in 20 Gefängnissen als Erfolg bei der Bekämpfung des Terrorismus bewertet. Die Gefangenen wehrten sich mit den wochenlangen Hungerstreiks gegen eine Gefängnisreform, in deren Folge die bislang üblichen Schlafsäle durch kleinere Zellen ersetzt werden sollen. |