web de 22.12.2000 12:09 Gefangene trotzen Offensive der türkischen Polizei Ankara (dpa) - Die Häftlinge im Istanbuler Gefängnis Ümraniye haben sich am Freitag weiter dem gewaltsamen Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte widersetzt. Nur ein Gefangener hat sich inzwischen nach Angaben des Justizministeriums ergeben. Genauere Informationen gab es nicht, da die Polizei das Gelände der Anstalt Ümraniye weiträumig abgesperrt hatte. Der türkische Justizminister Hikmet Sami Türk sagte, er hoffe, die Revolte sei bis zum Freitagnachmittag beendet. «Es ist nun an der Zeit, die üblen Dinge in unserem Land zu beenden», sagte er. Die Erstürmung des Gefängnisses sei nötig, um Menschenrechte und die staatliche Souveränität in der Türkei wieder herzustellen. Nach seinen Angaben sitzen rund 400 Häftlinge im Hochsicherheitsgefängnis von Ümraniye fest. In Fernsehaufnahmen waren Militärpolizisten zu erkennen, die durch ein Fenster in das Hochsicherheitsgefängnis einstiegen. Die meist links gerichteten Insassen, die sich im Hungerstreik befinden, hatten es zuvor abgelehnt, sich zu ergeben. Bei dem Sturm auf 19 Strafanstalten seit Dienstag sind nach Angaben der türkischen Fernsehstation NTV mindestens 20 Häftlinge und zwei Polizisten ums Leben gekommen. Gestern hatten die Behörden das Gefängnis in der Dardanellen-Stadt Canakkale unter Kontrolle gebracht. Der zweimonatige Hungerstreik von etwa 1 100 vornehmlich linksgerichteten
Gefangenen in türkischen Haftanstalten richtete sich gegen die Schaffung
kleiner Zellen in neuen Gefängnissen anstelle der bisherigen Großräume.
Die Häftlinge befürchten, dass sie in den kleinen Zellen eher
Übergriffen von Aufsehern ausgesetzt sein könnten.
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