Frankfurter Rundschau, 28.12.2000 Türkei Frau saß mehr als zwei Jahre unschuldig in Haft ISTANBUL, 27. Dezember (ap). Die türkische Justiz hat am Dienstag eine Frau freigelassen, die im Zusammenhang mit einer Explosion auf dem Istanbuler Gewürzmarkt im Jahr 1998 inhaftiert war. Nun stellte sich heraus, dass Pinar Selek zweieinhalb Jahre unschuldig im Gefängnis saß. Die Detonation, bei der sieben Menschen getötet und 127 verletzt wurden, war nicht durch eine Bombe, sondern durch einen Gaskanister in einem Imbiss ausgelöst worden. Dies geht aus einem vom Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten hervor. Die Anklage hatte Selek vorgeworfen, als Sympathisantin der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) einen Sprengsatz am Eingang des Gewürzmarktes gelegt zu haben. Bei einer Verurteilung hätte ihr die Todesstrafe gedroht. Selek hatte die Vorwürfe stets bestritten. Ihr Vater, selber Anwalt, betonte, seine Tochter habe sich als Soziologin mit der PKK beschäftigt, sei aber nie Mitglied gewesen. Er erwäge nun, Entschädigung zu fordern. Nach der Niederschlagung der Gefängnisrevolte in der Türkei hat sich die Zahl der Todesopfer auf nun 30 erhöht. Damit sind laut Berichten türkischer Medien 28 Häftlinge ums Leben gekommen, die meisten durch Selbstverbrennung, sowie zwei Polizisten.
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