Yeni Gündem, 27.12.2000 Wie zur Zeit des Putsches Das ist F-Typ: Vergewaltigung mit Knüppeln, angepinkelt werden, Schläge, nackt ausgezogen werden, zum Singen der Nationalhymne gezwungen werden, Stiefel küssen, Isolation in Zellen. Was den Gefangenen im Anschluss an die Operation in den F-Typ-Gefängnissen angetan wird, erinnert an die Zeit des Putsches. Eine Gruppe von Anwälten, die im F-Typ-Gefängnis Kandira mit Klienten zusammentraf, berichtete gestern im Rahmen einer Pressekonferenz im ÇHD von deren Erlebnissen. Nach Angaben von RA Mihbiran Kirdök war der Gefangene Cemal Keer wie alle anderen Gefangenen nach der Verlegung nach Kandira schwerer Folter ausgesetzt. Danach wurde er an einen gesonderten Ort gebracht und von Jandarma mit einem Knüppel vergewaltigt. Dutzenden von Gefangenen soll das gleiche wiederfahren sein. RA Ercan Kanat äusserte: "Unsere Klienten erzählten, dass sie beschämender, unmenschlicher Behandlung ausgesetzt sind. Auf dem Transport wurden sie von Jandarma-Kommandanten bepinkelt. Die Kommandanten zwangen die Gefangenen, niederzuknieen und ihre schlammigen Stiefel zu küssen." RA Kanar kündigte an, dass gegen alle Beteiligten der unmenschlichen Behandlung Anzeige erhoben werde und forderte die Verlegung aller Gefangenen in die Gerichtsmedizin zur Feststellung der Folterspuren. Nach Aussage von RA Hakan Karakus befinden sich die Gefangenen in Einzel, und Dreierzellen, viele von ihnen sind nackt, die Heizungen geben nicht genügend Wärme ab, die Gefangenen werden jeden Tag gezwungen, die Nationalhymne zu singen und wer sich weigert, wird geschlagen. Karakus verglich die Geschehnisse mit denen in Nazilagern und erklärte: "Alle Gefangenen sind nach wie vor in Todesfasten und Hungerstreik. Ihr Gesundheitszustand wird von Tag zu Tag schlechter." Desweiteren führte er aus, dass die Gefangenen, die aus Ümraniye verlegt wurden, berichteten, dass der Unteroffizier Nurettin Kurt, der nach offiziellen Angaben von Gefangenen erschossen wurde, von Jandarmas getötet wurde. Die RAinnen Ayse Kahraman, Gül Altay und Zeynel Polat erklärten, dass ihre Klienten von gleichen Dingen berichtet hätten und betonten, dass ausserdem die psychologische Verfassung der Gefangenen sehr schlecht sei. In einer schriftlichen Erklärung des Justizministeriums wird dagegen behauptet, es gebe in allen drei eröffneten Gefängnissen keinerlei Probleme. Von Wassermangel könne nicht die Rede sein, es gebe sogar 24 Stunden am Tag heisses Wasser. Nach den Verlegungen habe es kurzfristig Probleme mit dem Heizungssystem gegeben, auch diese seien inzwischen gelöst. Diejenigen, die es wünschten, würden auch medizinisch behandelt.
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