Yeni Gündem, 27.12.2000 'Willkommen im Palast'-Schläge (...) In einer gemeinsamen Pressekonferenz von IHD, TIHV (Menschenrechtsstiftung) und Gefangenangehörigen in Ankara wurde mitgeteilt, dass die in F-Typ-Gefängnisse verlegten Gefangenen systematischer Folter ausgesetzt sind. Der IHD-Vorsitzende Hüsnü Öndül forderte das Menschenrechtsministerium und die Mitglieder der parlamentarischen Menschenrechtsuntersuchungskommission auf, sich sofort in Bewegung zu setzen, damit es im Todesfasten zu keinen Todesfällen kommt und fuhr fort: "In demokratischen Ländern führt keine Regierung Operationen durch und tötet dabei ihre Landsleute. Diese Verfahrensweise ähnelt denen des 12. September. Die Geschehnisse bedeuten Grausamkeit und Massaker. In den F-Typ-Gefängnissen wird gefoltert." Weiter teilte Öndül mit, er habe Amnesty International, die Internationale Menschenrechtsföderation, das EU- und das UN-Folterkomitee dazu aufgerufen, die Ereignisse in den Gefängnissen zu untersuchen. (...) Der TIHV-Vorsitzende Yavuz Önen rief angesichts der systematischen Folter in den Gefängnissen zu einer Eilaktion auf und forderte (...) eine unabhängige Spezialistendelegation zur Untersuchung der Vorfälle. (...) Bilal Ertürk, der drei Tage im F-Typ-Gefängnis Sincan sass, berichtete, er sei am Eingang unter Schlägen mit den Worten 'willkommen im Palast' empfangen worden. "Es sieht so aus, als sei der F-Typ dazu da, die Menschen durchdrehen zu lassen. Übrall sind Kameras. Ich schau zur einen Seite - Eisentür, ich schau zur anderen Seite - Eisenfenster. (...)Sie haben uns sogar die Schuhe weggenommen mit der Begründung, wir könnten damit gegen die Türen treten." Auch die Familien, die ihre Angehörigen in Sincan besuchten, berichteten von andauernder Folter. Hier ihre Berichte: Sabriye Demir: Mein Sohn Haydar Demir wurde aus Ceyhan verlegt. Er ist nach wie vor im Todesfasten. Wir haben über ein Telefon in einer Kabine miteinander gesprochen, zwischen uns Glas und Eisengitter. Neben uns beiden haben Wärter gewartet. Der Arm meines Sohnes ist gebrochen, sein Gesicht zerschlagen, an den Beinen hat er Nähte. Unter dem Vorwand der Zählung werden sie morgens und abends geschlagen. Die Heizung läuft nicht. Sie haben keine Kleidung, manche kamen in Unterwäsche zum Besuch. Wir haben Kleidung mitgebracht, aber sie haben ihnen bloss Decken gegeben." Emirhan Gülkaynak: "Mein Bruder wurde aus Ceyhan verlegt. Er ist im 37. Tag des Hungerstreiks. Seine Rippen sind gebrochen. Er hat Augenprobleme. Er sagte, sie sind ständigem Druck ausgesetzt. Bei jedem Rein- und Rausgehen aus den Zellen werden Fingerabdrücke abgenommen. Zum Besuch kam er mit einer Decke. Er hatte überall Wunden. Es war ein grausamer Anblick." Hasan Öz: Mein Bruder wurde aus Ceyhan verlegt. Er ist seit 59 Tagen im Todesfasten. Seine Stirn ist mit acht Stichen genäht. Am Rücken hat er keinen einzigen heilen Fleck. Seine Rippen sind gebrochen. Er kann nicht laufen, zum Treffen haben ihn Wärter gebracht. Auch an der Hand ist er mit drei Stichen genäht worden. Er sagte, wenn ein Arzt vom TBB (Türkischer Ärztebund) kommen würde, könnten sie ihre Verletzungen feststellen lassen." Zeki Irmak: "Mein Sohn Abbas wurde aus Çankiri verlegt. Er ist seit 18 Tagen im Todesfasten. Sie erhalten keine Erlaubnis, auf den Hof zu gehen. Ihnen wird gesagt, wenn ihr die Aktion abbrecht, könnt ihr an die frische Luft, bekommt ihr Decken, Heizung, Fernsehen. Morgens und abends werden sie ausgezogen und geschlagen. Mein Sohn war in Çankiri mit Esber Yaðmurdereli in einer Grosszelle. Als sie begriffen, dass eine Operation stattfinden wird, haben sie ihm einen Freund an die Seite gegeben und ihn in die Verwaltung geschickt. Mein Sohn wollte, dass das bekannt wird. Esber wurde nicht von der Gefängnisleitung sondern von den Freunden rausgebracht."
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