web.de, 30.12.2000 01:33 Barak schließt palästinensische Souveränität über Tempelberg aus Absage auch an Rückkehrrecht für Flüchtlinge - Palästinenser beharren auf Forderungen - Beide Seiten zu Gesprächen bereit Jerusalem (AP) Im Nahost-Friedensprozess haben sich die Fronten am Freitag wieder verhärtet: Der amtierende israelische Ministerpräsident Ehud Barak schloss in einem Fernsehinterview eine palästinensische Souveränität über den Jerusalemer Tempelberg aus. Barak sagte ferner, er werde keinesfalls die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge erlauben. Das palästinensische Kabinett bekräftigte derweil in einer Erklärung seine Forderung nach dem gesamten Gazastreifen und dem Westjordanland einschließlich Ostjerusalems mit dem Tempelberg. Barak erklärte sich im Sender Kanal Zwei grundsätzlich zur Wiederaufnahme der Gespräche mit den Palästinensern auf der Grundlage des jüngsten Friedensvorschlags von US-Präsident Bill Clinton bereit. Dieser Vorschlag sieht vor, dass ein künftiger Staat Palästina 95 Prozent des Westjordanlandes und den gesamten Gazastreifen umfassen soll. Zudem soll Israel den Palästinensern die Oberhoheit über den arabischen Ostteil von Jerusalem einschließlich des Tempelbergs zugestehen. Diese sollen dafür auf die Forderung nach einem Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge verzichten. «Ich werde keinen Vertrag unterzeichnen, der die Souveränität über den Tempelberg - das Kernstück unserer Identität - den Palästinensern überträgt», sagte Barak in dem Interview. Dennoch könnten die Vorschläge Clintons, die schwierig für Israel seien, als Grundlage für Verhandlungen dienen, betonte Barak. Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat, Nabil Aburdeneh, kritisierte die Äußerungen Baraks und erklärte seinerseits, die Palästinenser würden kein Abkommen unterschreiben, das nicht die volle Souveränität über den Ostteil Jerusalems und insbesondere den Tempelberg mit seinen Heiligen Stätten beinhalte. Wenn Israel diese Forderungen nicht erfülle, trage es die Verantwortung für den Zusammenbruch der Friedensbemühungen, sagte Aburdeneh. Das palästinensische Kabinett erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft zu ernsthaften abschließenden Verhandlungen über einen kurzen Zeitraum. Gleichzeitig betonte es aber, nicht von seinen Forderungen abzurücken. «Die palästinensische Führung und das palästinensische Volk werden keinesfalls einen Zentimeter unseres Landes, unseres Jerusalems oder unserer heiligen islamischen und christlichen Stätten preisgeben», hieß es in einer Erklärung. Auf dem Tempelberg liegen mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee zwei der bedeutendsten heiligen Stätten des Islams. In der Jerusalemer Altstadt befindet sich außerdem die Klagemauer, das bedeutendste jüdische Heiligtum. Der Streit um Jerusalem hat bereits zum Scheitern des Gipfels von Camp David im Sommer geführt. Die Palästinenser wollen Ostjerusalem zur Hauptstadt des künftigen palästinensischen Staates machen.
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