Yeni Gündem, 31.12.2000 'Wir erwarten Aufklaerung' Ankara. Auf einer Versammlung im IHD Ankara forderte die Plattform gegen den F-Typ vom Justizministrium Aufklaerung über Folter in den Gefaengnissen, insbesondere über Gewalt gegen die Todesfastenden und Hungerstreikenden. (...) Desweiteren informiete der IHD-Vorsitzende Hüsnü Öndül, dass Justizminister Türk auf die Aufforderung zu einem Gespraech übr die Lösung des Gefaengnisproblems noch nicht reagiert hat. (...) 73. Tag: 2 Personen in Malatya an der Grenze zum Tod Wie bekannt wurde, hat der Gesundheitszustand von Havva Doðan und Esma Aslanboða im Gefaengnis von Malatya eine kritische Phase erreicht. Wie RA Yýldýz Ýmrek Kolnaçýk mitteilte, leiden die beiden Gefangenen, die sich seit 68 Tagen im Todesfasten befinden, unter staendiger Schlaflosigkeit, Verlust des Seh- und Hörvermögens und Erbrechen. (...) Die Familien der Aktivisten im Ankara Numune Krankenhaus konnten nach einer Wartezeit von 3 Stunden ihre Angehörigen besuchen. Im Anschluss teilten sie mit, dass die Aktionen fortgesetzt werden und deshalb die Anspannung jeden Tag steigt. Da die Gefangenen kaum noch sprechen konnten, wurde der Besuch auf 15 Minuten begrenzt. Wie die Angehörigen der PKK-Gefangenen im Frauen- und Kindergefaengnis Bakýrköy mitteilten, wurden mitgebrachte Lebensmittel und Zigaretten nicht angenommen. "Unsere Kinder sind gezwungen, überteuerte Sachen in der Kantine des Gefaengnisses zu kaufen." In einer gemeinsamen Erklaerung von IHD Izmir und Angehörigen stellte Vorstandmitglied Mihriban Karakaya die Frage: "Besteht der Erfolg, von dem die Leitung dieses Landes in Bezug auf die Operation spricht, in den dreissig Toten?" In einer Erklaerung der Izmirer Plattform gegen Zellen bewertete Dr. Alp Ayan die Operation als Massaker. Sie teilnehmende Menschenmenge rief Parolen und zerstreute sich im Anschluss. In Esenyurt (Istanbul) fand eine Demonstration einer dreissigköpfigen Gruppe statt. (...) Interventionen gegen AktivistInnen Wie Justizminister Türk in verschiedenen Reden schon signalisiert hatte, haben Interventionen gegen Todesfastende begonnen. Drei Gefangene, die von Çanakkale nach Kütahya verlegt worden waren, sind wegen ihres schlechten Gesundheitszustands ins Krankenhaus gebracht worden. Wie die RA Gülseren Yoleri vom IHD mitteilte, befinden sich die drei Frauen im 72. Tag des Todesfastens. Waehrend Ayþe Bastemur und Fatma Ersoy jegliche Behandlung verweigerten und ins Gefaengnis zurückgeschickt wurden, wir Semra Askeri, die nicht bei Bewusstsein ist, zwangsernaehrt. Als Protest gegen die Zwangsbehandlung haben 27 Frauen im Gefaengnis Kütahya ihren Hungerstreik ins Todesfasten umgeewandelt und verweigern auch Wasser und Zucker. Zustaendige des Gefaengnisses erklaerten gegenüber Medienvertretern, sechs Gefangene haetten das Todesfasten abgebrochen und in medizinische Behandlung eingewilligt. Abschiedsworte von Muharrem Bal Muharrem Bal, der nach der vier Tage andauernden Operation in Ümraniye ins Kandýra F-Typ-Gefaengnis verlegt wurde und zur ersten Gruppe der Todesfastenden gehört, hat sich bei einem Besuch von Frau Menekþe verabschiedet. Wie Menekþe Bal mitteilte, befindet sich ihr Mann in einer Drei-Bett-Zelle. Sie erzaehlte weiterhin: "Ich hatte ihm neue Kleidung geschickt. Beim Besuch trug er sie, aber sie waren verbrannt und völlig zerfetzt. Im Gesicht hatte er Brandwunden und am Bein eine grosse Wunde. Er sagte, die Verletzungen würden nicht behandelt. Wegen dem Giftgas hat er Probleme mit der Lunge. Wir konnten nur über Telefon miteinander sprechen. Er fragte nach den Freunden." Die beiden haben ein sechsjaehriges Kind, aber Muharrem Bal wollte nach Angaben seiner Frau nicht, dass das Kind zu Besuch kommt. "Er sagte, 'Hier gibt es keinen Ausgang. Sie werden uns umbringen.' Ich habe geweint. Er hat gesagt 'Sie versuchen, uns umzubringen. Wir kommen hier nicht mehr heil raus. Ich möchte, dass ihr mich neben meinen Freunden begrabt. Weine bloss nicht, halte den Kopf immer hoch. Ich sterbe für unser Kind, für die Zukunft aller Kinder'." Desweiteren teilte Bal mit, dass ihr gesagt habe, die Gefaengnisleitung komme nicht für ihre Bedürfnisse wie Wasser und Zucker auf und wolle Geld haben. |