Wer sind diese Menschen, die sich seit 190 Wochen jeden Samstag vor
dem Galatasaray-Gymnasium in Istanbul versammeln?
Wer sind diese Menschen, die ihren Zorn leise schreien, ihre Tränen
nicht zeigen und bislang mehrmals vom Staat angegriffen werden?
Wer sind diese Menschen, die gefoltert, mitgeschleppt und mit Schlagstöcken
verprügelt, von Polizeihunden gebissen werden?
Wer sind diese Menschen, die in kaltem Winter, im Regen und in heißem
Sommer ihren stolzen Widerstand unaufhaltsam leisten?
Natürlich sind wir eigentlich diese Menschen, die als "Samstagsmütter"
bezeichnet werden, denn sie sind welche von uns. Jeden Tag werden Menschen
von der Polizei der Türkischen Regierung in Untersuchungshaft genommen,
gefoltert und getötet. Die Leichen kann man dann in der Regel nie
wieder finden. Diese Menschen, die jeden Samstag vor dem Galatasaray-Gymnasium
demonstrieren, verlangen, daß die Verantwortlichen, die Mörder
vor Gericht gestellt und, daß die Leichen endlich ihren Familien
übergeben werden.
Die Staat-Mafia-Verbindung ist durch den Autounfall in Susurluk an
die Öffentlichkeit gelangt. ( 1996 sind ein Abgeordneter des Parlaments,
ein Polizeichef und ein Mafiamitglied im gleichen Auto verunglückt.
Seit dem ist solch eine Beziehung bekannt. ) Tausende Morde, die
von staatlichen Organisationen wie von der Anti-Guerilla-Einheit, der Mafia
oder den Dorfschützern begonnen wurden, sind an die Öffentlichkeit
gelangt und so dem Staat zum Verhängnis geworden. Je mehr der Staat
in die Enge getrieben wird desto stärker und brutaler wird Unterdrückung
und Repression. Die Türkei ist ein faschistischer Staat, der jede
Form von Widerstand mit allen Mitteln zu unterdrücken versucht. Die
Unterdrückung der eigenen Bevölkerung wird in Form von wirtschaftlicher,
ideologischer und militärischer Kriegsführung ausgeübt.
Konkret bedeutet dies für oppositionelle Kräfte und das kurdische
Volk eine Verhinderung der Arznei- und Nahrungsmittellieferungen, barbarische
Art von Folterung bis hin zur Ermordungen. Durch diese Steigerung der Not
und Elend wird versucht, den revolutionären Widerstand zu brechen.
Der Staat zeigt den "Samstagsmüttern" ihren barbarischen und finsteren
Gesicht in systematischer Angriffsweise. Dieser Geschrei dieser Menschen
wird nicht aufhören, auch wenn der Staat versucht vermehrt anzugreifen.
Diese revolutionäre Aktivität dieser Mütter hatte mit einer
kleinen Gruppe angefangen. Heute besitzt sie in der internationalen Öffentlichkeit
eine wichtige Bedeutung.
Seit 2 Jahren gibt es in den Städten Berlin, Hamburg, Frankfurt,
Köln und Ulm regelmäßige Solidaritätsaktionen für
die "Samstagsmütter". Wir sehen es als unsere Aufgabe gegen die Unterdrückung
der Menschheit gegen zu stehen. Wir werden uns deshalb jeden ersten Samstag
des Monats unter dem Motto "Wir unterstützen die Samstagsmütter"
versammeln und rufen Personen und Organisationen auf, die sich demokratisch
bezeichnen, diese Aktion zu unterstützen und teilzunehmen.
SOLIDARITAETSKOMITEE FÜR DIE SAMSTAGSMÜTTERN IN HANNOVER 9.1.99