Düsseldorf lehnt Bleiberecht ab
Innenminister will Anliegen der Kurden im Einzelfall prüfen
Von Reinhard Voss
DÜSSELDORF, 13. Januar. Die Fronten zwischen den rund 200 kurdischen
Teilnehmern des Wanderkirchenasyls und dem nordrhein-westfälischen
Innenministerium haben sich am Mittwoch weiter verhärtet. Die abgelehnten
kurdischen Asylbewerber verlangen ein Bleiberecht für alle Teilnehmer
des Kirchenasyls in der Bundesrepublik. Dagegen sieht sich das Düsseldorfer
Innenministerium außerstande, über diese Forderung überhaupt
zu verhandeln. 70 Kurden, die die Parteizentrale der nordrhein-westfälsichen
Grünen besetzt hatten, blieben auch am Mittwoch im Hungerstreik. Einige
Besetzer kündigten an, „bis zum Ende“ durchhalten zu wollen.
Barbara Steffens, Vorstandssprecherin der Grünen, sprach von einer
„verzweifelten Stimmung“ unter den Kurden, von denen einige bereits seit
einem Jahr von Kirche zu Kirche ziehen, um bei den Gemeinden Zuflucht vor
einer drohenden Abschiebung zu suchen. Die Grünen zeigten zwar Verständnis
für deren Forderung, allen Teilnehmern des Wanderkirchenasyls ein
Bleiberecht zu geben. Sie sahen sich in den Gesprächen mit den Kurden
aber außerstande, konkrete Zusagen zu machen. Sie sicherten den Besetzern
ihrer Parteizentrale zu, sie auf keinen Fall von der Polizei räumen
zu lassen.
Roland Appel, Fraktionssprecher der Grünen im Landtag, forderte
die Kurden auf, der Verhandlungskommission seiner Partei bis zum kommenden
Freitag die Personalunterlagen aller Teilnehmer des Wanderkirchenasyls
vorzulegen. Von Appel initiierte Vermittlungsversuche zwischen den Kurden,
Vertretern der Kirchen und des Innenministeriums scheiterten bisher an
der Weigerung der Asylbewerber, diese Personalpapiere vorzulegen. Sie wären
für eine vom Innenministerium zugesagte erneute Einzelfallprüfung
erforderlich. Die Kurden und ihre deutschen Unterstützer beharren
dagegen auf einer Gruppenregelung ohne Einzelfallprüfung. Diese kann
es nach Mitteilung aus dem Innenministerium schon aus Rechtsgründen
„niemals geben“.
Dieser Auffassung stimmen auch die Grünen zu. Appel forderte allerdings
den Innen- und Justizminister Fritz Behrens (SPD) auf, sich persönlich
um eine Lösung des Konflikts zu bemühen. Es könne „nicht
angehen, daß sich das rot-grün regierte Nordrhein-Westfalen
bayerischen Umgangsformen mit dem Kirchenasyl annähert“, sagte der
Bündnisgrüne.