Flüchtlingspolitik
Grüne im Bund fordern Abschiebestopp für Kurden
BERLIN, 14. Januar (ap/afp). Bündnis 90/Die Grünen haben einen
generellen Abschiebestopp für türkische Kurden gefordert. Angesichts
des Streits um eine Auslieferung des in Italien lebenden Chefs der Kurdischen
Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, sei die Lage für Kurden
in der Türkei prekär, sagte die Vorstandssprecherin Antje Radcke
am Donnerstag in Berlin. Sie appellierte vor allem an Nordrhein-Westfalen,
Kurden nicht mehr zurückzuschicken.
Unterdessen entspannte sich die Lage in der von hungerstreikenden Kurden
besetzten Düsseldorfer Grünen-Zentrale leicht. In dem Parteibüro
befanden sich am Donnerstag noch rund 30 von ehedem 70 kurdischen Besetzern.
Die Flüchtlinge fordern ein Bleiberecht.
Hamburger Abendblatt 15.1.99
Positive Zwischenbilanz
Grüne mit bisheriger Regierungsarbeit zufrieden - Erster Parteirat
Von GÜNTHER VOSS
Berlin - Die Premiere war unspektakulär und fand hinter verschlossen
Türen statt. Erstmals hatten die Grünen gestern ihren neugebildeten
Parteirat zusammengerufen, um über ihre Rolle als Regierungspartei
zu diskutieren. Im Wintergarten eines großen Berliner Hotels wurde
Bilanz gezogen - und zwar eine positive, wie Teilnehmer übereinstimmend
berichteten. Konkret beschlossen wurden zwei Kampagnen für die erleichterte
Einbürgerung von Ausländern und für den Atomausstieg.
Es solle deutlich werden, daß die Grünen „die doppelte Staatsbürgerschaft
als wichtiges Vehikel zur erleichterten Einbürgerung“ betrachten.
Und mit der Einigung in der Koalition auf die erste Atomrechtsnovelle „läutet
ganz klar das Totenglöckchen für einen nicht mehr zu verantwortbaren
Industriezweig“, sagte Vorstandssprecherin Gunda Röstel.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin freute sich unterdessen, daß
die Regierung, und davon besonders der grüne Teil, von den Parteiratsmitgliedern
„im Übermaße gelobt“ wurden. Es habe sich aber gezeigt, daß
der Parteirat nicht nur ein Jubelgremium sei: Er habe sich auch als „Clearingstelle
für Politikplanung“ herausgestellt, die nicht nur „der Demonstration,
sondern auch der Herstellung von Konsens dient“.
Selbst bei brisanten Themen wie Ökosteuer, Atomausstieg, Gesundheitsreform
oder Staatsbürgerschaftsrecht herrschte der Eindruck, daß den
Grünen nach den vorweihnachtlichen Querelen mit der SPD eines besonders
am Herzen lag: das gemeinsame Ziehen am Koalitionsstrang. Auch wenn nicht
alle Differenzen ausgeräumt seien, so Gunda Röstel, bestehe die
Chance, „nun in sehr viel ruhigeres Fahrwasser zu gelangen“.
Wer Streitigkeiten erwartet hatte, wurde enttäuscht. Vergessen
schienen auch die hitzigen Debatten um die Einrichtung des Parteirats und
die Lockerung des Prinzips, daß dort Minister und Mandatsträger
nicht Mitglied sein sollten.
Für Kerstin Müller, Chefin der selbstbewußten Bundestagsfraktion,
ist das alles kein Problem mehr: „Ich war angenehm überrascht über
die sachbezogene und offene Aussprache mit wenig Fensterreden.“ Deshalb
soll der Parteirat künftig grundsätzlich unter Ausschluß
der Öffentlichkeit tagen.
Eine öffentliche Forderung gestern am Rande:
ein genereller Abschiebestopp für türkische Kurden. Angesichts
des Streits um eine Auslieferung des in Italien lebenden Chefs der verbotenen
Kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, sei die Lage für
Angehörige der Volksgruppe in der Türkei prekär, sagte die
Vorstandssprecherin Antje Radcke. (dpa)
Yahoo, Donnerstag, 14. Januar 1999
Grüne fordern generellen Abschiebestopp für Kurden
Berlin (AP) Bündnis 90/Die Grünen haben einen generellen Abschiebestopp
für türkische Kurden gefordert. Angesichts des Streits um eine
Auslieferung des in
Italien lebenden Chefs der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK,
Abdullah Öcalan, sei die Lage für Angehörige der Volksgruppe
in der Türkei prekär, sagte
die Vorstandssprecherin Antje Radcke am Donnerstag nach der konstituierenden
Sitzung des Parteirats der Bündnisgrünen in Berlin. Sie appellierte
vor allem an
Nordrhein-Westfalen, Kurden nicht mehr in ihre Heimat zurückzuschicken.
«Wir können die Rückführung nicht verantworten»,
sagte Radcke.