Washington baut Terrorgruppen auf
USA bereiten Sturz Saddam Husseins vor. Britische Eliteeinheit bildet
aus
Mehrwöchiges Bombardement im Winter 1991, seit acht Jahren andauernde
Sanktionen und der sogenannte Viertagekrieg im Dezember vergangenen Jahres
haben die Machtposition des irakischen Präsidenten nicht gefährden
können. Im Gegenteil. Geht es nach den Plänen der USA, sollen
nun Terror-Einheiten von Exilirakis der Herrschaft Saddam Husseins ein
Ende setzen. Die Planungen für Sabotageanschläge auf Straßen,
Kommunikationseinrichtungen und Elektrizitätswerke im Irak laufen
auf Hochtouren. Dies berichtete The Sunday Times am vergangenen Wochenende.
Der britischen Zeitung zufolge läßt sich Washington den neuen
Versuch, die irakische Führung gewaltsam auszutauschen, 97 Millionen
Dollar kosten.
Erst in der vergangenen Woche sollen entsprechende Schritte zwischen
sieben exilirakischen Oppositionsgruppen und der Regierung in Washington
vereinbart worden sein. Die US-finanzierten und mit den notwendigen Waffen
ausgestatteten Untergrundgruppen sollen neben gezielten Terroranschlägen
Propagandamaterial verbreiten und Sympathisanten rekrutieren - sowohl aus
der Zivilbevölkerung wie im Militär.
Während der britische Botschafter in Kuwait, Graham Boyce, erst
am vergangenen Freitag in einem Interview mit der kuwaitischen Zeitung
Al Kabas erklärte, daß London die irakische Opposition weder
lenke noch bewaffne und auch nicht zum Aufstand gegen das Regime im Irak
hinarbeite, berichtet The Sunday Times, Angehörige der britischen
Eliteeinheit SAS (Special Air Service) würden die exilirakischen Terrorgruppen
ausbilden. Auf dem Lehrplan stehen Sabotageaktionen und Guerillakriegsführung.
Innerhalb der nächsten sechs Monate sollen die ersten Einheiten »einsatzbereit«
sein. Die Trainingscamps für die 2000 bis 3000 irakischen US-Krieger
sollen entweder in den USA oder im Golf liegen.
In der ersten Phase sollen im Sommer etwa 20 Gruppen, die jeweils 15
bis 20 Mann umfassen und von den USA mit leichten Waffen und Sprengstoff
ausgerüstet werden, den Irak infiltrieren. Die Einheiten sollen zwar
unabhängig voneinander operieren und eigenständig entsprechende
Angriffsziele auswählen, sie würden aber über ein in den
kurdischen Gebieten des Nordirak liegendes Hauptquartier koordiniert werden
- das wiederum wäre von der US-Luftwaffe geschützt, die die sogenannte
Schutzzone kontrolliert. Die Koordination der untereinander zerstrittenen
exilirakischen Gruppen zum Sturz Saddam Husseins soll der stellvertretende
US-Botschafter in Ankara, Francis Ricciardone, übernehmen. Er wird
von einem Team hochrangiger Militärs und politischer Berater unterstützt.
»Zuschlagen und sich rasch entfernen« sei die Taktik der Terrorgruppen.
Bei »minimalem Risiko« sollen sie »maximalen Schaden«
anrichten. In einer späteren Phase ginge es darum, sogenannte befreite
Enklaven im Land zu erkämpfen und zu halten, in die irakische Armeeangehörige
desertieren könnten. Dort würde ein von den USA unterstütztes
Schattenkabinett in Konkurrenz zu Bagdad etabliert. Die Terroraktionen
sollen demnach die Position Saddam Husseins unterminieren, »den Stein
ins Rollen bringen«, so ein in die Pläne involvierter US-General
, und schließlich die irakische Bevölkerung gegen das Regime
aufbringen.
Ob eine US-hörige Enklavenregierung in Irak indes die erwartete
Unterstützung aus der Bevölkerung erfahren würde, ist mehr
als skeptisch zu bewerten. Sind es doch vor allem die USA, die seit nunmehr
über acht Jahren unerbittlich am Sanktionsregime gegen das Zweistromland
festhalten und erst am Montag wieder die irakische Stadt Basra bombardiert
haben.
Rüdiger Göbel