Den Haag verweigert Öcalan die Einreise
Anhänger warten vergebens - Athen dementiert
Landung des PKK-Führers in Griechenland
DEN HAAG/ATHEN (dpa/öhl). Der Aufenthaltsort des kurdischen Separatistenführers
Abdullah Öcalan bleibt weiter rätselhaft. Die niederländischen
Behörden verhinderten einen Versuch des Kurdenführers, auf dem
Luftweg einzureisen.
Zwei Wochen nach seinem Abflug aus Italien wollte Öcalan am Sonntag
abend mit einem Privatflugzeug auf dem Flughafen von Rotterdam landen.
Am Montag bezeichnete Justizminister Benk Korthals den Führer der
Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) als in den Niederlanden unerwünschten
Ausländer. In Athen wurde am Montag offiziell dementiert, daß
Öcalan gelandet sei, wie griechische Privatsender vermutet hatten.
In Rotterdam waren zunächst ¸¸luftfahrttechnische
Gründe’’ angegeben worden, um das Landeverbot für Öcalan
zu erklären. Sein Flug sei nicht angemeldet gewesen. Etwa 200 Türken
hatten vergeblich auf dem Flugplatz seine Ankunft erwartet. Öcalans
Anwältin Britta Böhler sagte, sie wisse nicht, woher ihr Mandant
komme oder wo er jetzt hinreise. Sie vermute aber, daß er nach
Griechenland ausweichen wolle.
In den Niederlanden habe Öcalan das Internationale Schiedsgericht,
den Permanent Court of Arbitration (PCA), zur Vermittlung zwischen der
türkischen Regierung und dem kurdischen Volk anrufen wollen. Im Gegensatz
zum Internationalen Gerichtshof kann diese seit 100 Jahren bestehende älteste
Institution zur Regelung internationaler Konflikte nicht nur von Staaten
angerufen werden. Allerdings müssen beide an einem Konflikt beteiligten
Parteien damit einverstanden sein.
¸¸Wir glauben nicht, daß es nützlich oder angebracht
wäre, wenn Öcalan nach Griechenland käme’’, wies der griechische
Regierungssprecher Vermutungen der Medien, der PKK-Führer könnte
sich in Griechenland niederlassen, zurück. Athen sei nicht daran interessiert,
die ohnehin schwierigen Beziehungen zur Türkei durch die Kurdenfrage
zu belasten. Am Sonntag hatte der türkische Ministerpräsident
Bülent Ecevit nach einem Bericht des Staatsfernsehens in Ankara erklärt,
daß Öcalan möglicherweise noch in Italien sei. Italienische
Regierungskreise wiesen diese Vermutungen noch am Sonntag zurück.
Öcalan werde es auch nicht mehr erlaubt, nach Italien zurückzukehren,
verlautete in Rom.
Er hatte im November in Italien um politisches Asyl ersucht.
Die italienischen Behörden sollen den PKK-Chef mit dem Flugzeug außer
Landes gebracht haben. Wohin er ausgeflogen wurde, wurde nicht mitgeteilt.
Mehrfach hieß es, Öcalan sei in Rußland oder in einem
anderen osteuropäischen Land. Auch vom Nahen Osten, Südafrika,
Libyen und dem Sudan war die Rede. Die Türkei fordert seine Auslieferung
unter dem Vorwurf terroristischer Straftaten. Weil ihm dafür die Todesstrafe
droht, lehnte Rom ab. Die deutsche Justiz, die Abdullah Öcalan wegen
Mordverdachtes suchte, hat auf eine Auslieferung verzichtet.