Waffen & Militär
Türkische Polizei will 48 Hubschrauber
Die türkischen Polizeibehörden haben eine internationale Ausschreibung
zum Kauf von 48 neuen Hubschraubern gestartet. Nach inoffiziellen Berichten
sollen die Polizeibehörden 10 leichte Hubschrauber direkt im Ausland
kaufen wollen. 30 schwerere Maschinen sollen in Co-Produktion mit türkischen
Rüstungsfirmen gebaut werden. 8 Transporthubschrauber sollen offenbar
auf Basis einer Lizenz der deutsch-französischen Rüstungsgruppe
Eurocopter (DASA u.a.), die die Fertigung von 30 Transporthubschraubern
in der Türkei erlaubt, ebenfalls durch ein türkisches Rüstungsunternehmen
gefertigt werden. Bis 29. Januar sollten Angebote von Rüstungsfirmen
in aller Welt eingeholt werden. Nach Presseberichten haben sich um
den Auftrag 7 Rüstungsgruppen beworben, darunter die Eurocopter-Gruppe,
die italienische Augusta, eine polnische Firma und die drei US-Konzerne
Boeing, Bell Textron und Sikorsky.
Die Türkei will maximal 300 Millionen DM zahlen, hat aber selbst
diese im Augenblick. Die Konzerne sind deshalb auch um Finanzierungsvorschläge
angegangen worden.
Die leichten Hubschrauber sollen angeblich zur Verkehrskontrolle genutzt
werden, die schwereren u.a. zum Transport von "Persönlichkeiten" und
von Einheiten der türkischen Sicherheitsapparate.
Die US-Regierung hatte vor einigen Wochen Kredithilfen für den
Kauf von bewaffneten Fahrzeugen für die türkische Polizei, die
in kurdischen Gebieten zum Einsatz kommen sollten, mit Hinweis auf die
anhaltenden schweren Menschenrechtsverletzungen dort verweigert.
(Turkish Daily News, 3.2.99)
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"Partnerschaft für Frieden" in Ankara
Mitte Januar fand in Ankara eine weitere NATO-Tagung im Rahmen des
Programms "Partnerschaft für den Frieden" (PFP) statt. Anwesend waren
u.a. der US-General Joseph W. Ralston, Vizevorsitzender der Stabschefs
der USA, sowie 25 weitere hochrangige Offiziere aus Albanien, Aserbeidschan,
Bulgarien, Tschechische Republik, Georgien, Kirgisistan, Usbekistan, Rumänien,
Ukraine und Türkei. Auch Mitglieder der sog. "Friedenstruppe" in Bosnien-Herzegowina,
des UN-Flüchtlingskommissars und des türkischen "Nationalen Sicherheitsrats"
nahmen an der Tagung teil. (Anadolu, 11.1.99)
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Kivrikoglu in Bulgarien
Der türkische Generalstabschef Kivrikoglu besuchte am 12. Januar
Bulgarien. Ziel war u.a. der Abschluß der Verhandlungen über
die Bildung einer sog. "Balkan-Friedensstreitmacht", deren erster Kommandeur
ein türkischer General sein wird. Es sei Sache der NATO, so Kivrikoglu,
ob diese "Friedensstreitmacht" auch im Kosovo zum Einsatz komme. (Anadolu,
12.1.99)
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Türkische Luftwaffe im Kosovo
Die türkische Luftwaffe werde sich an der NATO-Streitmacht zur
"Sicherung" des Kosovo beteiligen, verlautete Ende Januar in der türkischen
Presse. Die Türkei werde 11 F-16-Kampfflugzeuge auf den Balkan schicken,
verlautete in Ankara. (Radikal, 28.1.99)
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Genehmigt Rot-Grün Panzerlieferungen an die Türkei?
Interview mit Otfried Nassauer, Leiter des "Berliner
Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS)"
Mitte Januar wurde eine Voranfrage der deutschen Industrie zu einer
geplanten Panzerlieferung an die Türkei im Bundessicherheitsrat beraten
und eine Entscheidung vertagt - ist diese Frage ein Sprengsatz für
die rot-grüne Regierungskoalition?
Nassauer: Das ist ein Sprengsatz vor allem für die SPD, die sich
in den vergangenen Jahren aus der Opposition vehement gegen Rüstungslieferungen
an die Türkei ausgesprochen hat. Es geht um 200 Transportpanzer, die
exportiert werden sollen, sowie um 1.800 weitere, die in der Türkei
in Lizenz gefertigt werden sollen, d.h. es geht um ein Milliardengeschäft.
Für die regierende Volkspartei SPD ist das ein echtes Problem. In
ihren Reihen gibt es nicht nur die in Oppositionszeiten wohlgelittenen
Rüstungsexportkritiker, sondern auch handfeste Interessenvertreter:
Aus den Gewerkschaften und aus der Industrie. Für sie geht es um Arbeitsplätze
und ums Geschäft. Sie denken an die kommenden Probleme bei der Umstrukturierung
der deutschen Heeresrüstungsindustrie. Da bezieht sich keiner aufs
"Vater unser" und sagt "und führe mich nicht in Versuchung". Und der
Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen hat für sie sicher
einen geringeren Stellenwert als das "Vater unser". Man darf gespannt sein,
wer sich durchsetzt. Die Interessenvertreter oder Entwicklungsministerin
Wieczorek-Zeul und die Kritiker solcher Exporte. Übrigens: Die Grünen
haben es da einfacher. Zur Zeit sind sie weder Volks- noch Wirtschaftspartei.
Warum gab es überhaupt eine Voranfrage, war das ein Testballon?
Nassauer: Das kann ein Testballon für eine ganze Reihe von Fragen
gewesen sein. Es gibt keine wirkliche Notwendigkeit, eine solche Entscheidung
jetzt zu treffen bzw. zu suchen. Aber Voranfragen für Rüstungsexporte
werden oft Jahre vor Abschluß des eigentlichen Vertrages gestellt.
Sie sollen grundsätzlich klären, ob mit politischem Widerstand
zu rechnen wäre. Die Anbahnung eines Milliardengeschäftes kostet
ja nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld - vor allem in Staaten,
in denen Geschenke und Bestechungen üblich sind. Hinzu kommt in diesem
Fall, daß das Vorhaben in der Türkei noch nicht einmal auf der
Prioritätenliste für militärische Neuanschaffungen steht
und deshalb erst einmal dorthin bugsiert werden müßte. Das ist
aus Sicht einer interessierten Firma sicher schon Grund genug, rechtzeitig
das politische Umfeld zu prüfen. Trotzdem kommen zwei mögliche
Motive noch hinzu: Zum einen lohnt die Anfrage, gerade bei einem so großen
Geschäft, wenn getestet werden soll, ob rot-grün wirklich prinzipientreu
ist und die Aussagen des Koalitionsvertrages ernst meint. Zum anderen könnte
es darum gehen, abzutesten, wie die Bundesregierung reagiert, wenn deutsche
Rüstungsbetriebe größere Produktionskapazitäten außerhalb
der EU schaffen, an Orten, an denen es kaum Exportbeschränkungen gibt.
Zu Oppositionszeiten wurde die alte Bundesregierung wegen ihrer Rüstungsexportpolitik
von den heutigen Regierungsparteien teils heftig kritisiert. Steht unter
der geäußerten Losung "Kontinuität in der Außenpolitik"
ein Schwenk in Richtung Kohl, Kinkel, Rühe bevor?
Nassauer: Es besteht die Gefahr in einen Schwenk in Richtung Rheinmetall,
DaimlerChrysler, Blohm&Voss usw. Wenn die in den Gewerkschaften organisierte
Arbeitnehmerschaft, die Industrie und deren Lobbyisten innerhalb und außerhalb
der SPD-Fraktion gemeinsam Druck ausüben, dann wird sich zeigen, was
die Einigungen im Koalitionsvertrag wert sind. Die Rüstungskonzerne
sind da in der Wahl ihrer Mittel auch nicht zimperlicher als die Atomkraftwerksbetreiber.
Der im Koalitionsvertrag zu findende Satz: "Der nationale deutsche Rüstungsexport
außerhalb der NATO und der EU wird restriktiv gehandhabt" berührt
die Türkei nicht, das Land ist in der NATO: Gilt deshalb hier diese
im Koalitionsvertrag getroffene Festlegungen nicht?
Nassauer: Der nächste Satz in den Koalitionsvereinbarungen lautet
dann aber: "Bei Rüstungsexportentscheidungen wird der Menschenrechtsstatus
möglicher Empfängerländer als zusätzliches Entscheidungskriterium
eingeführt". Ich sehe nicht, daß in diesem Satz für NATO-
oder EU-Länder eine Ausnahmeregel vereinbart wurde. Wer, wenn nicht
die Mitglieder der Wertegemeinschaft NATO, sollte an diesem Kriterium gemessen
werden?
Auch die alte Bundesregierung hat von einer restriktiven Rüstungsexportpolitik
gesprochen. Was würde restriktiv in der Praxis heißen bzw. welche
geplanten Exporte wären ganz konkret von einer ernsthaften Umsetzung
dieser Absicht betroffen?
Nassauer: Die neue Bundesregierung hat noch keine über den Koalitionsvertrag
hinausgehende Formulierung ihrer Rüstungsexportpolitik vorgenommen.
Dies soll im Bundessicherheitsrat geschehen. Man darf gespannt sein, wie
restriktiv die Regierung das Wort "restriktiv" auslegt. Und wir dürfen
gespannt sein, wie sie die Handhabung gestaltet. Auch in der Vergangenheit
waren die Gesetze in der Bundesrepublik nicht die Schlechtesten. Nur bei
der Umsetzung haperte es immer wieder. (Interview: Thomas W. Klein)