Athen kritisiert die westliche Balkanpolitik
Breitseite von Aussenminister Bangalos
H. G. Bodgorica, 10. Februar
Der griechische Aussenminister Theodor Bangalos hat Mittwoch nachmittag
von Montenegro aus schwere Einwände gegen die Kosovo- Verhandlungen
in Rambouillet und die amerikanische Balkanpolitik im allgemeinen vorgebracht.
Der Westen messe mit «zweierlei Mass», wenn er die Befreiungsarmee
der Kosovo-Albaner UCK als legitime Vertreterin einer nationalen Minderheit
an den Verhandlungstisch hole, hingegen den Freiheitskampf der Kurden mit
ihrem Führer Öcalan als Terrorismus ausgrenzen und verfolgen
will.
Bei seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit dem montenegrinischen Präsidenten
Milo Djukanovic kritisierte Bangalos auch die Ausladung Kroatiens von der
Nato-Jubiläumskonferenz in Washington wegen angeblicher demokratischer
und menschenrechtlicher Mängel: «Gegen die Teilnehmer Kasachstan,
Usbekistan, Turkmenistan oder Kirgistan werden hingegen keine derartigen
Bedenken angemeldet.»
Der Aussenminister von Griechenlands sozialistischer Regierung wies
auch die an ihn gerichtete Forderung der amerikanischen Amtskollegin Madeleine
Albright zurück, auf ein Treffen mit dem Präsidenten der bosnischen
Serbenrepublik, Nikola Poplazen, zu verzichten. Allerdings scheiterte die
Landung von Bangalos in Banja Luka an heftigen Schneestürmen, worauf
der für seine Bonmots bekannte Minister etwas von der «Schlechtwetterhexe
Albright» murmelte. Darauf lud er den radikalen Serbenführer
nach Athen ein, um die verpatzte Begegnung nachzuholen. In die griechische
Hauptstadt eingeladen wurde von ihm am Mittwoch vormittag in Belgrad auch
der neue jugoslawische Vizepremier Vuk Draskovic. Der frühere Milosevic-Gegner
hatte dort sein ganzes Charisma aufgeboten, um die bekannten serbischen
Positionen vor seiner Abreise nach Paris ins beste Licht zu rücken.