Bestätigung der Abschiebepolitik
Kamingespräche der Innenminister der Bundesländer in Dresden
Die Innenminister der Bundesländer werden im wesentlichen an der
bisherigen repressiven Flüchtlingspolitik festhalten. Bei »Kamingesprächen«
am Freitag abend in Dresden mit Bundesinnenminister Otto Schily verständigten
sie sich lediglich darauf, in Einzelfällen mehr humanitäre Gesichtspunkte
gelten zu lassen. »Es geht um Menschen, nicht um Regeln«, bekräftigte
Hans Koschnick, Bundesbeauftragter für die Rückführung der
Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Ein prinzipielles Beharren auf
deren Rückkehr bedeute nicht, daß automatisch alle der 90 000
verbliebenen Flüchtlinge gehen müßten. Man werde Rücksicht
auf die »schwache zivile Entwicklung« und auf traumatisierte
Flüchtlinge nehmen. Hinsichtlich der Abschiebung gewalttätiger
PKK- Anhänger wollte sich der Bundesinnenminister nicht abschließend
äußern. Man sei gewillt, Verfassung und Völkerrecht zu
achten, Menschen also nicht in Länder abzuschieben, wo ihnen Folter
und Tod drohen. Der Briefwechsel zwischen seinem Vorgänger Kanther
und dem damaligen türkischen Innenminister sei als Entscheidungsgrundlage
jedenfalls fragwürdig. Der niedersächsische Ministerpräsident
Gerhard Glogowski bezeichnete den Briefwechsel dagegen als gültige
Rechtsgrundlage. Abschiebungen seien möglich, ohne daß dafür
die Rechtslage geändert werden müsse. Niedersachsen habe bereits
200 Kurden abgeschoben. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein
(CSU) hatte nach den Protesten von PKK-Sympathisanten eine Gesetzesinitiative
angekündigt, um gewalttätige Demonstranten auch ohne rechtskräftiges
Urteil ausweisen zu können.
Seit der Festnahme Öcalans hat es deutschlandweit vier Abschiebungsfälle
von Kurden gegeben. Völlig offen ist noch das Verhalten der Innenministerkonferenz
gegenüber den Kosovo-Flüchtlingen. Ihre Zahl ist bereits auf
180 000 angewachsen. Man könne nur hoffen, daß es dort nicht
zum »Kladderadatsch« kommt, formulierte Hans Koschnick, »sonst
könnte es grausig für Europa werden«.
Michael Bartsch, Dresden