Demirel fordert Änderungen in türkischer Justiz
Staatschef reagiert auf Zweifel an den Staatssicherheitsgerichten.
Regierung meint dagegen: Öcalan werde gut behandelt und sei
vor Folter geschützt.
Berichte über getöteten Journalisten
Ankara (AFP) - Vor dem Verfahren gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan
hat sich der türkische Staatschef Süleyman Demirel für eine
Umstrukturierung des zuständigen Staatssicherheitsgerichts ausgesprochen.
Die türkische Verfassung müsse entsprechend geändert werden,
sagte Demirel gestern in Ankara, nachdem in Europa Zweifel an der Unabhängigkeit
des Gerichtes laut geworden waren. Der europäische Menschenrechtsgerichtshof
hatte vor allem kritisiert, daß dort neben zwei zivilen auch ein
Militärrichter arbeite, der der Militärdisziplin unterstehe und
daher nicht unabhängig sei. Demirel sagte, eine entsprechende Änderung
bedeute keinen Ansehensverlust für den türkischen Staat.
Zugleich äußerte sich die Türkei in einem Schreiben
an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg
zu den ungeklärten Umständen der Festnahme von PKK-Führer
Abdullah Öcalan und seinen Haftbedingungen. Demnach wurde Öcalan
von kenianischen Sicherheitskräften gefaßt und auf dem Flughafen
von Nairobi den türkischen Behörden übergeben. In dem Schreiben
hieß es weiter, daß Öcalan im Gefängnis mit seiner
Familie und seinen Anwälten zusammentreffen könne. Er befindet
sich dem Schreiben zufolge in einer 13 Quadratmeter großen Zelle
mit heißem und kaltem Wasser, habe Zugang zu einem Hof unter freiem
Himmel sowie Lesestoff und ein Radio. Gemäß türkischem
Recht sei er vor Folter und Mißhandlungen geschützt.
Weniger rechtsstaatlich zeigte sich die Türkei offenbar im Fall
eines kurdischen Journalisten und Gewerkschafters. Menschenrechtsorganisationen
in der Türkei und Deutschland berichteten, Süleyman Yeter sei
am 7. März im Polizeipräsidium Istanbul zu Tode gefoltert worden.
Dies teilten Pro Asyl in Frankfurt und Göttinger Menschenrechtler
unter Berufung auf den türkischen Menschenrechtsverein IHD und Istanbuler
Rechtsanwälte gestern mit.