Kirchenasyl
„Mißhandlung von Nasir Karaca wahrscheinlich“
GIESSEN. Aufgrund neuer Gutachten und Recherchen hält die evangelische
Kirchengemeinde Kleinlinden eine Mißhandlung des Kurden Nasir Karaca
bei einer Abschiebung in die Türkei für sehr wahrscheinlich.
Der 35jährige, der mit der Familie seit Herbst 1998 in der Obhut der
Kirche lebt, sei durch namentliche Nennung nach legalen politischen Aktionen
in türkischen Medien gefährdet, so Dekan Michael Karg.
Die Gemeinde mit Dekan Karg und Pfarrer Christoph Schulze-Gockel gewährt
seit dem 3. September Nasir Karaca, seiner Frau und den drei Kindern Kirchenasyl.
Gut ein halbes Jahr haben die Kurden schon in den beengten Verhältnissen
in kircheneigenen Räumen ausgeharrt. Seit über acht Jahren hält
sich das Ehepaar Nasir und Güllü Karaca in Deutschland auf. Zwei
der drei Kinder sind hier geboren, die älteste Tochter besucht die
Grundschule. Nasir Karaca arbeitete in einem landwirtschaftlichen Betrieb
in Lich.
Weil ihm nach der Teilnahme an einem Sternmarsch für Menschenrechte
und der Aktion „Kein Mensch ist illegal“ bei der Rückkehr Haft und
Folter drohten, gewährte die Kirche Schutz. Der Fall ist derzeit am
Gießener Verwaltungsgericht anhängig, nachdem der Rechtsanwalt
einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens aufgrund exilpolitischer
Betätigung gestellt hatte.
Dekan Karg und Pfarrer Schulze-Gockel berufen sich in ihrer Einschätzung
unter anderem auf Gutachten, welche die aktuelle Situation in der Türkei
beleuchten. Daß die Sicherheitskräfte nicht eben zimperlich
mit zurückgeschickten kurdischen Asylbewerbern umgehen, hätten
nach Angaben Kargs auch „amnesty international“ und der „Niedersächsische
Flüchtlingsrat“ dokumentiert. Dabei spiele eine entscheidende Rolle,
daß der Name des Kurden unter anderem in der „Posta“ erwähnt
worden sei, die landesweit vertrieben werde. tru