München, 18.März 1999
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte berücksichtigen Sie die folgende Erklärung eines Gesprächskreises jüdischer und kurdischer Organisationen und Einzelpersonen. Für Rückfragen wenden Sie Sich bitte an Max Brym (Tel. 0172-9908227)
Mit freundlichen Grüßen,
M. Brym
Erklärung des jüdisch-kurdischen Gesprächskreises in München:
Empört über die schreckliche Tragödie der vier im israelischen
Generalkonsulat in Berlin erschossenen Kurden hat sich heute ein jüdisch-kurdischer
Gesprächskreis in München gebildet. Ziel ist es, über den
Dialog die gefährlichen und unnötigen Spannungen zwischen Juden
und Kurden abzubauen. Zu diesem Zweck geben die Unterzeichnenden folgende
Erklärung ab:
"Für jüdisch-kurdische Freundschaft"
Die jüdische wie die kurdische Bevölkerung in Deutschland leidet unter rassistischer Diskriminierung. In den Medien und der öffentlichen Debatte ergänzen sich zunehmender Antisemitismus und antikurdische Hetze. Offensichtlich besteht ein Interesse daran, die kurdische und jüdische Bevölkerungsgruppe gegeneinander aufzubringen und einen friedlichen Dialog zu verhindern.
Dagegen erklären wir: Es gibt keinen Grund für eine jüdisch-kurdische Gegnerschaft.
Bezogen auf die Situation im Nahen und Mittleren Osten stellen wir fest:
Wir sind für eine friedliche politische Lösung der kurdischen
Frage, die das Selbstbestimmungsrecht des kurdischen Volkes einschließt.
Wir verurteilen die völkerrechtswidrige Verschleppung Abdullah Öcalans
und fordern seine sofortige Freilassung aus türkischer Haft.
Wir verteidigen das Selbstbestimmungsrecht aller Völker, insbesondere
des jüdischen und des kurdischen, und deren Recht auf einen eigenen
Staat. Es ist unser Ziel, daß die Völker des Nahen und Mittleren
Osten friedlich ihre Angelegenheiten miteinander regeln.
Nationale und religiöse Minderheiten in Deutschland müssen gemeinsam und demokratisch für ihre Interessen eintreten können. Wir wenden uns gegen Antisemitismus und eine antikurdische Hetze in den Medien und der Gesellschaft.
München, 17.März 1999
Unterzeichnende:
Hasan Altay, Kurdistan Zentrum e.V.
Memo Arikan, Mitglied des Ausländerbeirats, Kurdistan Zentrum
e.V.
Nikolaus Brauns, Vorstand Deutsch-Kurdische Gesellschaft e.V.
Max Brym
Sedâ Bayrak, Kurdistan Solidaritätskomitée München
Gülseren Demirel, Kurdistan Zentrum e.V.
Haci Erdogan, Journalist, Vorstand Deutsch-Kurdische Gesellschaft e.V.
Chaim Frank, Dokumentationsarchiv für jüdische Kunst, Kultur
und Geschichte
Erdat Han, MED Kulturhaus e.V.
Haydar Isik, Schriftsteller, Mitglied des Kurdistan Parlaments im Exil
Dr. Peter Jirek
Gabriel Lévy, Diplompsychologe
Ron Nir-Vered
Michael Schöfer, Kurdistan Solidaritätskomitée München
Arjumand Sidiq, Kontaktadresse Kurdistan e.V.
Ernest Rosenfelder, Schauspieler
Eren Yilmiz, Bündnis für Kurdistan
Informations- und Beratungsstelle für Menschenrechte Mesopotamia
MED Kulturhaus e.V.
V.i.S.d.P. Memo Arikan, c/o Kurdistan Zentrum Pariserstr. 7, 80669 München.