Nur noch zwei Geiselnehmer in U-Haft
Neun Kurden waren im Kurt-Schumacher-Haus vom Mobilen Einsatzkommando
(MEK) überwältigt worden. Gegen sechs von ihnen erging Haftbefehl.
Heute - genau einen Monat nach der Geiselnahme - sitzen gerade noch zwei
PKK-Mitglieder in U-Haft.
Es waren fünf minderjährige Geiselnehmer im Alter zwischen
15 und 17 Jahren, die im dritten Stock der SPD-Zentrale festgenommen wurden.
Von ihnen kamen drei noch am selben Abend wieder auf freien Fuß.
Grund: Zwei der Geiselnehmer sind mit 15 und gerade 16 Jahren zu jung für
die U-Haft, befand der Richter. Ein 17jähriger wurde von der Haft
verschont, weil er eine Lehrstelle und einen festen Wohnsitz nachweisen
konnte.
Ins Untersuchungsgefängnis mußten der 17 Jahre alte mutmaßliche
Rädelsführer und ein 16jähriger. Beide sind mittlerweile
gegen Auflagen von der Haft verschont. Der Haftbefehl besteht jedoch weiter.
Die Vorwürfe gegen alle fünf jungen Kurden sind Geiselnahme
und schwerer Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.
Sie haben Freiheitsstrafen von fünf bis zu zehn Jahren zu erwarten.
Unmittelbar vor der Geiselnahme hatte das MEK im zweiten Stock der
SPD-Zentrale vier erwachsene Kurden überwältigt. Der Vorwurf
hier: schwerer Landfriedensbruch. Die Männer im Alter von 22 bis 40
Jahren kamen in U-Haft. Grund:
Fluchtgefahr. Doch die soll bei zwei von ihnen nicht mehr bestehen.
Ein Richter ließ sie jetzt gegen Auflagen auf freien Fuß. Noch
hinter Gittern: ein 22- und ein 40jähriger. Ihnen drohen Freiheitsstrafen
von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.
Weitere Festnahmen oder Haftbefehle im Zusammenhang mit der Geiselnahme
hat es bis heute nicht gegeben. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger: "Die
Ermittlungen betreffend der Identifizierung weiterer Täter dauern
an."
Wie berichtet, hatte die Polizei nach mehrstündigen Verhandlungen
15 Geiselnehmer ziehen lassen. (sat)