Kurden abgeschoben
Trotz einer Eingabe der GAL schiebt Hamburg fünf Kurden in
die Türkei ab
Die Innenbehörde hat gestern fünf Kurden aus Hamburg abgeschoben.
Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) beeilte sich zu betonen, daß
es sich um „kurdische Straftäter“ handelte. Keiner der Betroffenen
habe geltend gemacht, für die kurdische Arbeiterpartei (PKK) aktiv
gewesen zu sein. Keiner von ihnen sei bei den Protestaktionen gegen die
Verhaftung von PKK-Chef Öcalan vor rund einem Monat festgenommen worden.
Daß sie politisch nie im Zusammenhang mit der PKK aufgetreten
sind, will die Innenbehörde indes nur für vier der fünf
Männer bestätigen. Über den Hintergrund des fünften
Mannes sei in Hamburg nichts bekannt, räumte Innenbehördensprecher
Christoph Holstein ein. Denn der sei in Mecklenburg-Vorpommern gemeldet
gewesen, wo auch die Entscheidung über seine Abschiebung gefallen
sei. Hamburg habe den Flug lediglich als „Amtshilfe“ organisiert.
Auffallend zahm äußerten sich die KritikerInnen von Abschiebungen
in die Türkei. Noch in der Nacht hatte die GAL-Abgeordnete Susanne
Uhl die Abschiebung mit einer Eingabe zu verhindern versucht. Die Innenbehörde
berücksichtigte sie jedoch nicht, weil „darin keine Argumente enthalten
waren, die nicht schon zuvor geprüft worden“ wären, sagte Hol-stein.
Somit gescheitert, gab Uhl in einer gestrigen Presseerklärung
zunächst lediglich bekannt, sie könne „die Einschätzung“
der Innenbehörde „nicht teilen“, daß die Abschiebung der fünf
Menschen „in allen Fällen unproblematisch“ sei. Erst auf Nachfrage
fand sie klarere Worte: „Ich halte das für unverantwortlich.“ Auch
Uhls Fraktionskollege Mahmut Erdem gab sich so defensiv wie selten zuvor:
„In der gegenwärtigen Situation“ halte er Abschiebungen von Kurden
allenfalls für „nicht angezeigt“.
Weiter gehen da die Hamburger Jusos. „Es geht nicht darum, ob jemand
Straftäter ist oder nicht“, sagte ihr Geschäftsführer André
Kret-zschmar. „Es geht um das Land Türkei, das die Menschenrechte
mit Füßen tritt.“ Wer in Deutschland von einem Gericht verurteilt
wurde, „soll hier bestraft werden und nicht in der Türkei“. Die Jusos
fordern nach wie vor einen generellen Abschiebestopp. Sechs Kurden sitzen
in Hamburg noch in Abschiebehaft.
Elke Spanner