Runder Tisch zum Newroz-Fest
Mit Fackelzug und Mahnwache feiern Kurden ihren Neujahrstag
Von Thomas Münster
Mit einer Mahnwache an der Münchner Freiheit, einer Kundgebung
am Sendlinger Tor (16 Uhr), Musik, Tanz und einem Fackelzug durch die Innenstadt
begehen die Münchner Kurden heute, Samstag, ihr traditionelles Newroz-Fest.
Newroz, kalendarisch eigentlich erst am Sonntag fällig, steht für
Frühlingsbeginn und ist zugleich der Neujahrstag des Jahres 2611 nach
kurdischer Zählung. Im Vorfeld der Feiern, vor allem aber mit Blick
auf die Konflikte und Gewaltakte, die nach der Inhaftierung des PKK-Chefs
Abdullah Öcalan allenthalben in Deutschland aufgeflammt sind, hat
sich die Stadtspitze mit Vertretern verschiedener kurdischer Vereinigungen
unter Auschluß der Öffentlichkeit am runden Tisch zusammengesetzt,
um die Situation der hiesigen Kurden auszuloten. Beim Dialog der
Stadt mit dem Kurden-Bündnis ging es besonders darum, so berichtete
gestern Rudolf Brettmeister, Leiter der neuen „Stelle für interkulturelle
Zusammenarbeit“, Strategien zu finden, „daß die nach wie vor äußerst
spannungsgeladene und emotionalisierte Situation nicht völlig unkontrollierbar
wird“. Er dankte ausdrücklich, daß speziell die hiesigen Kurden
–rund 14 000 sollen es nach schwer nachprüfbaren Schätzungen
sein – „einen sicherlich nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag
zur Vermeidung von Ausschreitungen in München geleistet“ hätten.
Die Sicherheitsbehörden sehen das ähnlich: Bei einem Vorgespräch
im Präsidium mit den Veranstaltern habe die Polizei eine klare Abgrenzung
angekündigt zwischen verbotenen PKK-Aktivitäten und dem Anspruch,
„berechtigte Anliegen der Kurden öffentlich vorzutragen“, berichtete
Polizeioberrat Klaus Faltenbacher von der Einsatzabteilung. Die Veranstalter
hätten zugesichert, alle Auflagen durchzusetzen. Weitere Themen am
runden Tisch waren der schwierige Kontakt mit türkischen Verbänden,
der Wunsch nach einem eigenen „Kurdenhaus“, die Veranstaltung eines Kulturfestivals,
vor allem aber die Forderung nach kurdischen Dolmetschern und muttersprachlichem
Ergänzungsunterricht.