Israel sieht „Dämonisierung“ des Mossad
FAZ-Bericht über Beteiligung an Entführung von PKK-Chef
Öcalan als „falsch“ zurückgewiesen
Jerusalem/Bonn In Israel zeigt man sich besorgt über die
langfristigen Auswirkungen der Entführung des kurdischen Untergrundführers
Abdullah Öcalan. Vor allem nach wiederholten Meldungen, der israelische
Auslandsgeheimdienst Mossad sei an dessen Entführung aus Kenia beteiligt
gewesen. „Leider läßt sich der Eindruck nicht vermeiden, daß
die Dämonisierungsbemühungen gegenüber dem Mossad einen
neuen Höhepunkt erreicht haben,“ kommentierte ein hochrangiger Diplomat
im israelischen Außenministerium einen entsprechenden Bericht der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
Die israelischen Medien, deren Geheimdienstexperten sonst meist als
erste spektakuläre Aktionen und auch Fehlschläge des Mossad enthüllen,
wurden bislang nicht fündig. „Alle Berichte über Mossad-Hilfe
an der Entführung Öcalans berufen sich auf Spekulationen,“ erklärte
ein Ex-Mossad Agent. „Sie berufen sich auf die Tatsache, daß Israel
gute Beziehungen zur Türkei unterhielt. Als ob es dafür nicht
gute Gründe gebe, auch ohne Hilfe bei der Entführung.“ Die „Identifizierung“
eines Mossad-Agenten, der schon bei der Entebbe-Aktion 1976 gesichtet wurde,
durch „ägyptische Zeugen“ löste in Israel nur noch Kopfschütteln
aus. Die isarelische Botschaft in Bonn wies den FAZ-Bericht offiziell zurück.
Man sei über den Beitrag verblüfft, hieß es in Botschaftskreisen.
Der Bericht sei aus einer fragwürdigen Quelle und erhalte falsche
Darstellungen bekannter Fakten. Als Beispiel wurde die Darstellung in dem
Bericht genannt, nach der ägyptische Zeugen auf dem Flughafen von
Nairobi den israelischen Geheimdienstoffizier identifiziert hätten,
der die Befreiung einer entführten El-Al-Maschine 1976 in Entebbe
geleitet habe. Bei dem Flugzeug habe es sich jedoch um eine Maschine der
französischen Fluggesellschaft Air France gehandelt. Der Einsatz sei
von Joni Netanjahu geleitet worden, dem Bruder des israelischen Premiers
Benjamin Netanjahu. Er sei bei dem Einsatz getötet worden.
Der Pressesprecher der israelischen Botschaft in Bonn wies erneut jede
Beteiligung Israels an der Festnahme des PKK-Chefs zurück. In jüngster
Zeit seien erfundene Darstellungen über eine israelische Beteiligung
erschienen. Diese „unverantwortlichen Berichte“ seien nicht nur falsch,
sondern auch „eine Dummheit“, da sie die gespannte Lage weiter zuspitzten.
Aus diesem Grund sehe man sich gezwungen, gegen die Urheber dieser Berichte
vorzugehen. Der Sprecher kündigte an, daß sich die Botschaft
heute offiziell bei Verlag und Chefredaktion der FAZ über den Beitrag
beschweren werde.
Öcalan war Mitte Februar nach offizieller türkischer Darstellung
vom türkischen Geheimdienst aus der kenianischen Hauptstadt Nairobi
in die Türkei gebracht worden. Trotz des Dementis von israelischer
Seite, ist man nicht überall davon überzeugt, daß der Mossad
bei der Öcalan-Entführung keine Rolle gespielt hat. So verweisen
deutsche Sicherheitskreise auf die enge Zusammenarbeit der Geheimdienste
Kenias und Israels. Der Mossad habe bei Ausbildung und Ausrüstung
des kenianischen Partnerdienstes entscheidend mitgeholfen und sei personell
selbst in Kenia massiv präsent. Außerdem unterhalte der Mossad
seit drei Jahren auch eine sehr enge Kooperation mit dem türkischen
Geheimdienst MIT.
DW