Beckstein befürchtet neue PKK-Gewalttaten
Auch UCK bereitet Sorgen - Verfassungsschutz in Bayern registrierte
weniger extremistische Gewalt
München (AP) Mit dem Prozeßbeginn gegen den PKK-Führer
Abdullah Öcalan befürchtet der bayerische Innenminister Günther
Beckstein «eine neue Serie von Gewalt» in Deutschland. Bei
der Vorstellung des bayerischen Verfassungsschutzberichts sagte Beckstein
am Montag in München, von fanatisierten Anhängern der kurdischen
Arbeiterpartei seien kurzfristig schwerste Straftaten zu erwarten. Dank
einer konsequenten Umsetzung des PKK-Verbots sei Bayern bisher weniger
von PKK-Krawallen betroffen gewesen als andere Bundesländer.
Auch der Kosovo-Konflikt könnte sich auf Deutschland auswirken,
sagte Beckstein. Die albanische Befreiungsarmee UCK sei in Deutschland
tätig und führe möglicherweise Spendenaktionen durch. Man
dürfe unter keinen Umständen das geringste Verständnis dafür
haben, wenn irgendwelche Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik ausgetragen
würden. Im Moment gebe es jedoch keine akute Gefährdung.
Die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten in Bayern ging im vergangenen
Jahr leicht zurück auf 40 rechts- und 25 linksextreme Delikte sowie
acht Taten extremistischer Ausländer. Beckstein forderte angesichts
des islamischen Fundamentalismus, ein Verbot auch von Religionsgemeinschaften
zu ermöglichen. Das Grundgesetz stehe dem möglicherweise entgegen.
Der CSU-Politiker verwies auf die Organisation Hilafet Devleti (Kalifatstaat),
deren Augsburger Vertreter wegen einer Fatwa gegen einen Abtrünnigen
1998 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Der Abtrünnige wurde in Berlin ermordet.
Der organisierte Linksextremismus sei durch gewaltbereite Autonome
und die PDS als größte linksextremistische Partei geprägt,
sagte Beckstein. Die PDS sei ein Sammelbecken von Alt- und Neokommunisten
und habe die Überwindung der freiheitlichen Ordnung zum Ziel. Der
CSU-Politiker griff die Zusammenarbeit der SPD mit der PDS an: «Es
ist einmalig in der deutschen Nachkriegsgeschichte, daß mit der SPD
eine demokratische Partei mit Verfassungsfeinden Regierungsabsprachen trifft.»
Die Mitgliederzahl der Scientology-Organisation ging laut Verfassungsschutz
in Deutschland auf etwa 5.500 und in Bayern auf 2.000 zurück. Es wäre
aber verfrüht, die von ihr ausgehenden Gefahren kleinzureden. Die
weitere Beobachtung durch den Verfassungsschutz sei notwendig, sagte Beckstein.